Bogenlampenglück

Werder Bremen luchst den großen Bayern drei Punkte ab

taz/dpa ■ Der Dusel, den man sonst immer dem FC Bayern München nachsagt, war diesmal ausnahmsweise auf der Seite seiner Gegner: Nach dem unkonventionellen Siegtreffer von Fabian Ernst am vorvergangenen Wochenende in Dortmund war es in München Johan Micoud, der mit einer Bogenlampe dafür sorgte, dass Werder Bremen drei Punkte aus dem Olympiastadion mitnehmen durfte. Die Bayern haben damit zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder ein Heimspiel in der Bundesliga verloren.

“Das war ein sehr glücklicher Sieg“, krittelte Werder-Trainer Thomas Schaaf, der nur mit dem Auftritt seines Teams vor der Pause zufrieden war: „In der zweiten Halbzeit haben wir den Mut verloren.“ Sportdirektor Klaus Allofs hob das Positive am Werder-Spiel hervor: „Es war kein großes Spiel von uns, aber wir haben alle füreinander gekämpft.“ Besonders zufrieden war Ex-Stürmer Allofs mit dem Abwehrbollwerk der Bremer: „Unsere Innenverteidiger haben erneut ein Weltklasse-Sturmduo auf Eis gelegt. Letzte Woche waren es Amoroso und Koller, diesmal war von Elber und Pizarro nicht viel zu sehen.“

Werder Bremen war in der ersten Spielhälfte die bessere Mannschaft und hatte durch einen 25-Meter-Schuss von Ivica Banovic die erste Möglichkeit. Die kalte Dusche gab’s für den Rekordmeister dann in der 13. Minute. Micoud überwand den – vor Spielbeginn als weltbesten Torhüter geehrten – Oliver Kahn zum 1:0 für Werder. Der Franzose war aus recht spitzem Winkel im Strafraum mit einer Mischung aus verunglückter Flanke und Heber erfolgreich. „Dafür, dass er es nicht wollte, hat er es sehr gut gemacht“, kommentierte Bayern-Guru Franz Beckenbauer den Treffer säuerlich.

Bester Spieler auf dem Platz war übrigens Werder-Torhüter Pascal Borel. Vor allem als die Bremer in der zweiten Halbzeit zunehmend unter Bayern-Druck gerieten, überzeugte der junge Torhüter mit klasse Reaktionen und schönen Paraden. „Wir haben gewonnen dank einer überragenden Leistung von Borel“, adelte Trainer Schaaf seinen Schlussmann. „Als es zum Schluss eng wurde, war Pascal immer zur Stelle.“

Borel, dessen Vertrag bei Werder in der letzten Woche verlängert wurde, bevorzugte auch nach seinem guten Spiel die leisen Töne: „Ich hoffe jetzt, dass ich so weiterspielen werde und mir mit meinen Leistungen auch einen kleinen Kredit bei unseren Bremer Fans erarbeiten kann“, sagte der ehemalige „Pannen-Pascal“. Bleibt nur zu hoffen, dass er den Kredit nicht schon beim Heimspiel gegen Wolfsburg am kommenden Samstag einlösen muss. jox