was macht eigentlich ...Wolfgang Thierse?

Birken pflanzen

Tagtäglich macht der Präsident des Deutschen Bundestages einen Job, der nicht immer seinem Feingefühl für die schönen Künste oder die Literatur entspricht. Denn zuweilen muss er sich da auch Dinge gefallen lassen, die gar nicht lustig sind. Etwa den idiotischen Kommentar eines hier nicht namentlich zu würdigenden Union-Mannes, der sagte, Thierse (SPD) sei nach Hermann Göring (NSDAP) der schlimmste Parlamentspräsident in der Geschichte gewesen. Nach solchen Ausfällen sucht der Deutsche meist den Gang nach innen oder auch den romantisch verklärten Weg in die Natur. Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein, hat sich der jüngst Gescholtene wohl gesagt, als er zum Pflanztag nach Wannsee samt 40 Birken aufbrach, um diese dort in den Garten der Liebermann-Villa einzugraben. Diese hatte der Maler beim Kauf des Hauses einst so geliebt, dass er sie nicht nur stehen ließ und auf den unverstellten Seeblick verzichtete, sondern sie auch malte wie Claude Monet seinen Garten in Giverny: als Idylle. Ein Gleiches hat nun Thierse nach all dem Stress gesucht. Er hat das Amt kurzzeitig fahren lassen, sich zum Gärtner gewandelt, die Natur genossen und die Bäume des Birkenwäldchens gepflanzt, das einst abgeholzt worden war und jetzt wieder für 76.000 Euro restauriert wird. Hier war er Mensch, eins mit der Natur und den Impressionen Liebermanns. Der Land-Art-Präsident soll gestärkt aus der Pflanzaktion hervorgegangen sein, wie zu hören war. Dies sei ihm gegönnt nach all dem. ROLAFOTO: RTR