Kaplans Zentrale im Angebot

Das Grundstück des „Kalifatstaat“-Führers soll verkauft werden. Doch nachdem das Kölner Landgericht das Hausverbot gegen ihn aufgehoben hat, zögern mögliche Käufer

KÖLN taz ■ Zum ersten, zum zweiten und zum dritten... Noch bis kommenden Freitag können Gebote abgegeben werden für das Grundstück in Köln-Nippes, auf dem früher die islamische Extremisten-Organisation „Kalifatstaat“ ihren Sitz hatte. Nachdem das Landgericht aber das Hausverbot für Islamisten-Führer Metin Kaplan aufgehoben hat, drohen mögliche Kaufinteressenten abzuspringen.

In den fraglichen Häusern von Nippes regierte Kaplan als „Kalif von Köln“ und gab Anweisungen für bundesweite Aktivitäten. Im Jahr 2000 wurde er wegen Aufruf zum Mord zu vier Jahren Haft verurteilt, vergangenes Jahr wurde die Organisation verboten und das Grundstück beschlagnahmt. Das Verkaufsangebot des Bundesvermögensamt hat bereits gut zwei dutzend Interessenten neugierig gemacht. Ein Sprecher des Amtes sagte, mit zwei der potenziellen Käufer seien bereits Ortsbesichtigungen gemacht worden.

Ob die angestrebten 1,2 Millionen Euro als Kaufpreis aber zustande kommen, ist spätestens seit diesem Wochenende unklar. Denn Kaplan dominiert wieder die Schlagzeilen, seit das Langericht Köln in zweiter Instanz und endgültig ein Verbot von Innenminister Otto Schily (SPD) aufgehoben hat, wonach Kaplan das Grundstück nicht betreten darf. In einem der Mietshäuser wohnt seine Familie, und die darf er wieder besuchen. Einer neuen Nutzung des Geländes könnte das widersprechen. Manche Investoren dürften Bauchschmerzen dabei haben, sich in ein Politikum einzukaufen.

Der Bund hatte vor der Wiederansiedlung Kaplans auf dem Gelände eindringlich gewarnt. Es bestehe die Gefahr, dass Kaplan von seiner alten Herrscher-Zentrale die verbotene Organisation wieder aufbaue. Das Gericht wollte dem nicht folgen, da derzeit keine konkrete Gefährdung von Kaplan ausgehe. Die Kölner CDU-Bundestagsabgeordnete Ursula Heinen sprach von einer „Ohrfeige für Schily“. Im Ministerium selbst will man davon nichts wissen. „Das ist doch nur ein Randaspekt“, sagte ein Sprecher. „Das Abschiebungsverfahren gegen Kaplan ist viel wichtiger.“ Aus dem Bundesvermögensamt hieß es jetzt, dass das Gelände nicht an extremistische Organisationen verkauft werde.

Frank Überall