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: Verwerfliche Moral in der Liga der Heulsusen und Handfeger

„Wir würden nie zum FC Bayern München gehen“

„Jede Woche dieselbe Heulerei“, maulte Bernd Hollerbach, der einzige Bundesligaprofi, der aufgrund eines Geheimvertrages mit der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die Lizenz zum ungehemmten Einsatz seiner Ellenbogen besitzt. Er meinte im Übrigen seine Gegenspieler, die unverständlicherweise gebrochene Nasen, zertrümmerte Jochbeine und geplatzte Augenbrauen längst nicht so schätzen wie „der wild gewordene Handfeger“ (Ex-Schalke-Coach Frank Neubarth) vom Hamburger SV.

„Jede Woche dieselbe Heulerei“, wäre aber auch ein gutes Motto für die derzeitigen Verhältnisse in der gesamten deutschen Handfeger-Liga. Da ist zum Beispiel die wandelnde Klagemauer Reiner Calmund aus Leverkusen, wo selbst ein Götterbote wie Jürgen Kohler nur eine Woche braucht, um sich den typischen Gesichtsausdruck von Trainer Hörster anzueignen. Kohler-Effekt verpufft, heißt die allgemeine Diagnose, dabei ist offenkundig, dass allein die divine Aura des neuen Sportdirektors das eigentlich verdiente 0:6 oder 0:7 in Stuttgart verhindert hat.

Vor allem trifft Hollerbachs Diagnose aber auf Bayern München zu, traditionelle Heimstatt der Oberheuler und Turbo-Handfeger. Manager Uli Hoeneß etwa zog nach dem 0:1 gegen Werder ein Gesicht, als habe ihm gerade jemand drei Millionen Euro aus dem Portemonnaie stibitzt. Es wären aber nicht die Bayern, wenn sie es nicht schaffen würden, aufsteigende Zähren unmittelbar in offene Wut zu verwandeln. „Impertinent“ nannte Vizepräsident Rummenigge eine Presseerklärung der DFL, die den Geheimvertrag des FC Bayern mit Kirch als „moralisch verwerflich“ bezeichnete. Schließlich komme ein Vergleich, wie ihn die Münchner mit der DFL schlossen, einer „Befriedigung“ gleich. Dass es Rummenigge mit Befriedigung erfüllt, wenn die Bayern als Strafe für einen moralisch verwerflichen Vertrag, der ihnen 20 Millionen Euro brachte, bloß 3 Millionen zahlen müssen, leuchtet ein. Es bleiben ja 17 Millionen, die in dieser Saison zum Beispiel dafür sorgten, dass Leverkusen unten steht und Bayern oben.

Noch! Falls es jemand nicht gemerkt haben sollte: Meister wird der VfB Stuttgart. Das verraten allein schon die Frisuren der Protagonisten. VfB-Coach Felix Magath hat seine Napoleon-Metamorphose nahezu abgeschlossen, während sich die neue Münchner Sturmspitze Oliver Kahn haartrachtmäßig immer mehr Campino von den Toten Hosen angleicht: Und wie sang der so schön: „Wir würden nie zum FC Bayern München gehen.“ MATTI LIESKE