Ein Training für mehr Toleranz

Das bundesweite Netzwerk „Eine Welt der Vielfalt“ will mit seiner Programmatik und seinen Methoden zivilgesellschaftliche Prozesse beschleunigen und unterstützen

Gruppenspiele zu Themen wie Lachen, Nähe und Distanz. Rollenspiele, um am eigenen Leib zu erfahren, wie eine Handlung wirkt. Sensibilisierung, um sich selbst und andere besser einschätzen zu können. Das will das Trainingsprogramm von „Eine Welt der Vielfalt“. Dazu gibt es Arbeitsmaterialien und Übungen, über die Sensibilisierung hinaus fordert das Programm auf, aktiv zu werden. „Beim so genannten action planning geht es darum, welche konkreten Schritte ergreifen wir, um Situationen, die wir als diskriminierend empfinden, strukturell zu verändern“, sagt Susanne Ulrich vom Centrum für angewandte Politikforschung (CAP). Wie „Eine Welt der Vielfalt/Berlin“ ist das Centrum Teil des bundesweiten Netzwerks. Dieses erarbeitet insbesondere ein so genanntes Diversity-Training für Schulen, den öffentlichen Dienst, Verwaltungen und Wirtschaftsunternehmen. Das Programm stammt aus den USA, wo es 1985 von der Anti-Defamation-League als Antwort auf rassistische Auseinandersetzungen in Boston entwickelt wurde. Die amerikanisch-jüdische Anti-Defamation-League (ADL), die seit 89 Jahren gegen Rassismus und Diskriminierung kämpft, ist die älteste auf diesem Gebiet bekannte Organisation in Amerika. Nach den brutalen Anschlägen auf Ausländer in Rostock-Lichtenhagen (1992) wurde auch in Deutschland ein Netzwerk mit dem Programm der ADL geschaffen.

„Die Programmatik von „Eine Welt der Vielfalt“ tendiert zur Verankerung in den gesellschaftlichen Regelsystemen, zum Beispiel in den schulischen Curricula,“ sagt Hartmut Darvin, Vorstand von „Eine Welt der Vielfalt“, Berlin. Und Susanne Ulrich erläutert: „Die Schlüsselkompetenz ist eigentlich eine soziale, wo der kulturelle Aspekt ein Bestandteil ist. Es ist ein Softskill, und der fällt Streichungen in Rahmenplänen immer am schnellsten zum Opfer.“

Interkulturelle Kompetenz und Sensibilisierung gegen Vorurteile haben sich viele Projekte auf die Fahnen geschrieben. „Eine Welt der Vielfalt“ hat nur eine zusätzliche Methode entwickelt und diese – wie eine Evaluierung zeigt – erfolgreich umgesetzt. Ein veränderter Umgang miteinander, ein Aufmerksamwerden, eine Sensibilisierung sind Ergebnis der Evaluierung.

Projekte wie „Eine Welt der Vielfalt“ sind auf finanzielle Unterstützung angewiesen und damit immer gefährdet. Die Bertelsmann-Stiftung, bislang Sponsor der Arbeit des Centrums für angewandte Politikforschung, wird dieses nicht weiter fördern. „Wir stehen gerade vor dem Projektende“, sagt Susanne Ulrich vom CAP. „Politisch finde ich das sehr bedenklich. Es fehlt der lange Atem.“ Hartmut Darvin sieht einen neuen Hoffnungsträger: „Die Wirtschaft ist viel weiter. Die wissen, wie wichtig diese Kompetenz ist. Es ist meine Hoffnung, dass dadurch was bewegt wird.“ EDITH KRESTA

Anti-Defamation-League: www.adl.org/awod/awod_institute.asp Eine Welt der Vielfalt Berlin e. V.: www.ewdv-berlin.de Centrum für angewandte Politikforschung: www.cap.uni-muenchen.de/bertelsmann/toleranz.htm