OLYMPIA IN LEIPZIG UND ROSTOCK: DAS NOK HAT GUT GEWÄHLT
: Investitionen für blühende Gärtchen

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Kanzler dem Volk im Osten ein Versprechen macht. 1990 war es Helmut Kohl (CDU), der leichtfertig blühende Landschaften versprach. Am Samstag tat es ihm sein Nachfolger von der SPD gleich: „Alles, was die Bundesregierung tun kann, damit die deutsche Bewerbung international Erfolg hat, werden wir tun“, sagte Gerhard Schröder, nachdem er in München persönlich offenbart hatte, dass das Nationale Olympische Komitee (NOK) sich mit Leipzig und Rostock für die Olympischen Spiele 2012 bewerben wird.

Man darf getrost davon ausgehen, dass Schröder weit eher Wort halten wird als einst Kohl. Gerade in wirtschaftlich schweren Zeiten wie diesen ist der Sport prädestiniert, für wenigstens ein bisschen gute Stimmung zu sorgen im Land – und für einen Hauch von Aufbruch. Der Kanzler weiß das, nicht erst seit der erfolgreichen Bewerbung für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Und er wird danach handeln, mit so manchem Euro für Sportstättenbau und Infrastruktur, der sonst nie den Weg ins Sachsenland gefunden hätte. Leipzig, ohnehin des Ostens Vorzeigestadt, und die ganze Region werden daraus auf Jahre hinaus profitieren. Wenn dernun einsetzende Geldstrom vernünftig eingesetzt wird, dann reicht es vielleicht nicht für blühende Landschaften, aber doch für ein nettes Gärtchen.

Das ist die politische, in erster Linie innenpolitische Dimension des NOK-Entscheids von München. Dass der sportliche Aspekt, nämlich die Spiele 2012 in Deutschland ausrichten zu wollen, dahinter zu verschwinden droht, ist nicht wirklich katastrophal. Gemäß den Erfahrungen der letzten Jahre wird das Internationale Olympische Komitee (IOC) beim ersten Bewerbungsversuch ohnehin kaum einer deutschen Stadt den Zuschlag erteilen – auch Hamburg nicht, das international über das größte Renommee zu verfügen scheint. Entsprechend spielt es auch keine größere Rolle, dass Leipzig in der großen weiten Welt weniger bekannt ist als die Hansestadt. So olympiatauglich wie Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart ist die Sachsenmetropole allemal. Das NOK, so ist festzuhalten, hat gut gewählt. FRANK KETTERER