Zeichen aus der Sahara

Die verschwundenen Touristen waren am 8. April noch am Leben. Dies führt zu Optimismus in Berlin und Wien. 6.000 algerische Soldaten beteiligen sich derzeit an der Suche nach den Vermissten

von REINER WANDLER

Benita-Maria Ferrero Waldner ist voller Zuversicht, was die 31 in der algerischen Sahara verschwundenen Wüstenfahrer angeht. „Es gibt eine leisen Hoffnungsschimmer“, bestätigt die österreichische Außenministerin am Samstag nach der Rückkehr von einer zweitägigen Algerienreise, bei der sie mit Staatschef Abdelasis Bouteflika zusammentraf. „Es gibt eine Nachricht, dass die Vermissten am 8. April noch am Leben waren“, fügt sie hinzu. Weitere Angaben wollte Ferrero Waldner jedoch nicht machen.

Auch Bundesinnenminister Otto Schily versucht Optimismus zu verbreiten. „Wir können leise Hoffnung haben, dass die Vermissten am Leben sind“, erklärte er am Samstagabend gegenüber der ARD. Auch er verschweigt, worauf er sich bei dieser Aussage stützt. Schily war am Dienstag überraschend nach Algier gefahren, um sich über die Suche nach den verschwundenen deutschen Touristen zu informieren.

Unter den 31 Reisenden, die zum Teil seit über zwei Monaten vermisst werden, befinden sich 15 Deutsche und 10 Österreicher. Die letzten beiden werden seit diesem Wochenende vermisst. Außerdem gelten vier Schweizer, ein Schweden sowie ein Holländer als verschwunden.

Mittlerweile sind nach Angaben der algerischen Presse bis zu 6.000 Soldaten in der südalgerischen Sahara im Einsatz. Sowohl Deutschland als auch Österreich haben eigene Polizeibeamte nach Algerien geschickt.

Trotz des großen Aufgebots ist die Suche bisher ohne Erfolg. Zwar stieß eine Kamelkarawane auf ein Labyrinth aus Tunnel und engen Schluchten, aber es ist nicht klar, ob die Verschwundenen sich dort aufhielten. „Ich glaube nicht, dass sie noch in Algerien sind“, zitierte gestern die algerische Tageszeitung L'Expression einen der Befehlshaber der Suchmannschaften. Er vermutet die Wüstenfahrer im Niger. Die dortige Regierung will davon nichts wissen. „Wenn dem so wäre, wäre es unmöglich, dass ich davon nichts wüsste“, erklärte der Tourismusminister aus dem Niger Rhissa Ag Boula.

Nach dem in der vergangenen Woche darüber spekuliert wurde, ob die USA wegen des Krieges im Irak das Satellitenleitsystem GPS teilweise abgeschaltet habe und dadurch die Wüstenreisenden in die Irre führte, scheinen bei den algerischen Suchkommandos und den betroffenen europäischen Länder die These einer Entführung durch Islamisten immer mehr an Gewicht zu gewinnen. In der Sahararegion agiert die Bande von Mokthar Belmokthar, ein Ableger der Salafistschen Gruppen für Predigt und Kampf (GSPC), die wiederum zu al-Qaida Kontakt hält. Belmokthar soll neben Algerien auch in Niger und Mali aktiv sein.

Um weitere Opfer zu verhindern, stellten bewaffnete österreichische Polizeibeamte zusammen mit algerischen Soldaten einen Konvoi zusammen, der Saharareisende aus der Region geleiten soll. Mehrere deutsche und österreichische Gruppen haben das Angebot angenommen. Sie sollten gestern im Laufe des Nachmittags die tunesische Grenze erreichen.