Saddam Hussein heimatlos

Die letzte irakische Großstadt steht vor dem Fall: US-Truppen dringen in die Hochburg des irakischen Exdiktators, Tikrit, ein. Husseins Halbbruder festgenommen, doch von Saddam fehlt weiter jede Spur. US-Armee verspricht Einsatz gegen Plünderer

BAGDAD/TIKRIT rtr/dpa/afp ■ Auch die letzte irakische Stadt steht offenbar vor dem Fall: US-Streitkräfte sind gestern nach eigenen Angaben in Tikrit eingerückt. In der Heimatstadt Saddam Husseins soll es nach Angaben von CNN zu Kämpfen gekommen sein, bei denen 15 Irakis getötet wurden. Die US-Armee setzte 250 Panzer und eine große Zahl Hubschrauber ein. Die Außenbezirke Tikrits waren am Abend nach Angaben eines bei den US-Truppen mitreisenden Reporters besetzt. Vom US-Zentralkommando hieß es, es gebe kaum Widerstand. Zudem bekomme man Unterstützung aus der Bevölkerung.

Der Oberbefehlshaber der US-Truppen, Tommy Franks, warnte, die Stadt sei noch nicht gefallen und der Krieg noch nicht vorbei. Tikrit war wochenlang bombardiert worden. Bei ihrem Vormarsch befreiten die US-Streitkräfte Franks zufolge sieben amerikanische Kriegsgefangene.

Tikrit gilt als ein möglicher Aufenthaltsort von Iraks Exdiktator Saddam Hussein und seiner Führung. Ein Halbbruder von Hussein, Watban Ibrahim al-Hassan al-Tikriti, soll gestern bei dem Versuch, ins Nachbarland Syrien zu fliehen, festgenommen worden sein. Das berichtete der TV-Sender al-Dschasira. Watban stand auf einer US-Liste von 55 gesuchten Mitgliedern der irakischen Führung. Der dort ebenfalls genannte Präsidentenberater, Amir al-Saadi, stellte sich am Samstag den US-Truppen.

Von Saddam Hussein selbst fehlt weiterhin jede Spur. „Er ist entweder tot oder läuft lebendig herum. Solange ich nicht bestätigen kann, dass er tot ist, wird er wohl leben“, sagte Franks. Derzeit werde mithilfe von DNA-Vergleichsproben überprüft, ob Saddam Hussein bei einem gezielten Bombenangriff in Bagdad ums Leben gekommen ist. Nach tagelangen Plünderungen in Krankenhäusern, Regierungsgebäuden, Botschaften und Museen bemühten sich US-Truppen in Bagdad um mehr Ordnung.

Hunderte irakische Freiwillige sollen ab heute als Hilfpolizisten fungieren. Zudem will Washington rund 1.200 Polizisten in die irakische Hauptstadt entsenden. In Mossul und Kirkuk begann sich die Lage zu beruhigen. KLH