Bewegung zu Ostern
: So viele Märsche wie noch nie

Krieg: keine Gewöhnungssache

Sie schienen nur noch ein Überbleibsel aus vergangenen Tagen der Nato-Nachrüstung zu sein, die großen Ostermärsche. Mit dem Irak-Krieg der USA hat die Friedensbewegung wieder Aufwind bekommen. In diesem Jahr seien so viele Ostermärsche angemeldet worden wie noch nie zuvor, sagte Antonie Brinkmann vom Bremer Friedensforum gestern.

Der neue Schwung soll sich auch beim Bremer Ostermarsch bemerkbar machen. Unter dem Motto „Krieg ist ein Verbrechen“ könnten „bis zu zweitausend TeilnehmerInnen“ vom Hauptbahnhof Richtung Marktplatz ziehen, hofft Forumssprecher Ekkehard Lentz. Am 19. April um elf Uhr startet die Demonstration, eine Stunde später werden die Bremer Chorwerkstatt, die persische Gruppe Saba, das Theater 62 und der Hamburger Schauspieler Rolf Becker eine „kulturelle Kundgebung“ gestalten. Das Friedensforum habe bewusst vermieden, PolitikerInnen die Bühne zu überlassen. Die Gefahr sei groß, dass Bemühungen um Frieden zum Wahlkampfthema missbraucht und nach der Bürgerschaftswahl vergessen würden, sagte Eva Böller, ebenfalls Friedensaktive.

Bererits Ende Februar, vor Kriegsbeginn, hatte das Friedensforum einen offenen Brief an Henning Scherf (SPD) gerichtet, in dem es ihn aufforderte, sich dem europäischen Städte-Appell gegen einen Irak-Krieg anzuschließen. Die Initiative appelliert an die „verantwortlichen Politiker“ in den Städten, „dem Wunsch ihrer Bürgerinnen und Bürger nach einem friedvollen, gerechten und sicheren Leben zu entsprechen“. Den aus Rom stammenden Aufruf hätten sich die Bürgermeister von London, Paris, Brüssel, Wien und Berlin sowie von über 100 US-amerikanischen Städten zu Eigen gemacht, sagte Ekkehard Lentz. Es sei vor allem eine symbolische Geste. Dennoch wartet das Friedensforum bis heute auf Scherfs Antwort.

Ob ein anderes Projekt den Bürgermeister eher dazu bewegt, Position zu beziehen, ist offen: Derzeit erarbeitet dasFriedensforum mit dem ehemaligen Bremer Konversionsbeauftragten Wolfram Elsner eine Broschüre über Bremer Rüstungsbetriebe und Rüstungsexporte. Zu deren Erscheinen wird Scherf sich voraussichtlich äußern müssen.

Für das Friedensforum geht das Engagement über Ostern hinaus: Mit Veranstaltungen über die Rolle der UN oder über den Rechtsbruch durch einen Angriffskrieg wollen die Aktiven die Aufmerksamkeit auch in der Nachkriegszeit wach halten. „Wir müssen aufpassen, dass sich die Menschen nicht an den Krieg gewöhnen“, sagte Hartmut Drewes. Die Friedensbewegung stehe außerdem im regen Austausch mit Umweltaktiven: „Wir wollen regenerative Energien stärken, um die Kriegsursachen Öl und Gas zu beseitigen“, nannte Lentz eine Nachkriegsperspektive.

ube