Vom Chef festgequatscht

Bremens oberster Militär kam und blieb erst mal hängen – in Henning Scherfs Armen. Konteradmiral Uwe Kahre, Befehlshaber des Wehrbereichs I Küste kam zum Antrittsbesuch, lächelte nett und sagte wenig

taz ■ „Äh“, sagte der Presseoffizier um 12.55 Uhr, „im Moment ist es nichts mit der viel beschworenenen militärischen Pünktlichkeit. Aber das liegt nicht nur an uns.“ Es lag an Henning Scherf, dass der neue Konteradmiral Uwe Kahre nicht Punkt 12.45 Uhr zum Pressegespräch antrat – zu Deutsch: Der Bürgermeister hatte ihn festgequatscht. Schließlich kam er doch, der Neue, bestimmten Schrittes und mit Gefolge: „Ich bin nicht Herr meiner eigenen Zeit“, schnaufte Uwe Kahre, der vor zwei Wochen die Kommandogewalt über das Wehrbereichskommando I Küste übernommen hat und damit oberster Soldat von der polnischen bis an die niederländische Grenze und auch Bremens ist.

Es folgte eine Pressekonferenz der etwas anderen Art. Man solle doch einfach fragen, animierte der Presseoffizier, „vielleicht beginnen wir gleich hier vorne“, und nickte dem völlig verdutzten dpa-Korrespondenten freundlich zu. „Öh“, begann der dpa-Mann nach kurzem Schlucken, „vielleicht sagen Sie, was Sie mit dem Bürgermeister besprochen haben.“ Ein „breites Spektrum“ sei‘s gewesen, insbesondere sei es um die Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gegangen.

Ob zwischen den beiden Herren auch der Irak-Krieg Thema gewesen sei. „Bitte was?“ Der Irak-Krieg. „Nur am Rande. Da war die Zeit schon verbraucht.“ Also kein Thema, das derzeit prekär scheint? „Für mich ist das schon interessant, weil wir viele Liegenschaften der Amerikaner bewachen müssen. Und beruflich sowieso.“

Über die Auswirkungen der geplanten Bundeswehrreform für den Norden sagte Uwe Kahre: „Die Planungen sind noch nicht endgültig abgeschlossen.“ Bremen allerdings werde von der Reform weitgehend verschont bleiben.

Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) will die Details der Reform nach Ostern bekannt geben. Im Landkreis Friesland wird befürchtet, dass das Jagdbombergeschwader 38 in Jever aufgelöst wird. Dazu der Konteradmiral, der die Planungen kennen sollte: „Erst wenn eine Kaserne dichtgemacht wird, dann glaube ich dran.“ sgi