Antiwerbung für die CDU

Nach 22 Jahren Mitgliedschaft: Ulrike Schreiber, Ex-CDU-Bürgerschaftsabgeordnete, tritt wegen Neumanns Polemik gegen „Mehmet“, Hunde und die Grünen aus der Partei aus

taz ■ „Das hat das Wasserglas zum Überlaufen gebracht“, sagt Ulrike Schreiber. Nach 22 Jahren CDU-Mitgliedschaft, nach Jahren als Deputierte und Abgeordnete der Bremer Bürgerschaft, als Mitglied im Bundesvorstand der Frauenunion und Mitwirkende in Fraktions- und Landesvorstand hat die 48-Jährige nun ihre Mitgliedschaft in der CDU gekündigt. Die Polemik von CDU-Landeschef Bernd Neumann gegen grüne Wahlwerbung war der Vorsitzenden der Deutsch-türkischen Gesellschaft in Bremen mehr als sauer aufgestoßen, hatte Neumann doch beim letzten Landesparteitag vor rund 190 Delegierten öffentlich gehöhnt, die beworbenen „Grünanlagen“ – gemeint waren allerdings Windmühlen – freuten neben Hundebesitzern auch „die Freunde Mehmet und Ahmet, die an lauen Sommerabenden mehr Grünfläche hätten zum Grillen.

„Es bedrückt mich schon lange, wie die CDU sich zur Ausländer- und Integrationspolitik stellt“, begründete Schreiber ihren Parteiaustritt gestern. Peinlich seien solche Ausfälle – aber leider nicht selten. Mit Grausen erinnert sie sich an die CDU-Unterschriftenaktion gegen die doppelte Staatsbürgerschaft und an die geschmacklose „Kinder statt Inder“-Kampagne der Parteikollegen aus Nordrhein-Westfalen. Sie selbst warb bis zuletzt für den Beitritt der Türkei zur EU – auch aus persönlicher Überzeugung und Verbundenheit. Seit sie vor vier Jahren die Bremer Bürgerschaft verließ, lebt Ulrike Schreiber einen Teil des Jahres in der Türkei.

Insbesondere Einwanderer aus der Türkei haben Schreibers vollständigen Rückzug aus dem politischen Geschäft nun begrüßt. „Ich habe darüber offen beim Treffen der Deutsch-türkischen Gesellschaft gesprochen“, sagt sie. So übrigens erfuhr auch die türkische Öffentlichkeit von Neumanns Ausfall: Die Tageszeitung Hürriyet widmete der Affäre ein paar Zeilen. ede