Teurer Ausraster vorm Heinrich Heine-Denkmal

Ex-Wirtschaftssenator Wilhelm Rahlfs muss 5.000 Euro nach Schlag mit Krücke an Schauspieler Rolf Becker zahlen

Die Rechtstreitigkeiten zwischen dem politisch engagierten Schauspieler Rolf Becker und dem ehemaligen Wirtschaftssenator Wilhelms Rahlfs sind beigelegt. Der FDP-Politiker zahlt zur Erledigung des Strafverfahrens 5.000 Euro an den Sammelfonds für Bußgelder der Staatskasse sowie formal ein Schmerzensgeld von 5.000 Euro an Becker.

Rolf Becker hatte am 75. Jahrestags der Bücherverbrennung am 8. Mai diesen Jahres an einem Lesemarathon gegen das Vergessen teilgenommen. Im Rahmen der Aktion „Lesezeichen setzen gegen rechts“ hatten unter anderem die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, Ruben Herzberg, sowie der Ver.di-Landeschef Wolfgang Rose auf dem Platz der Bücherverbrennung am Kaiser-Friedrich-Ufer die Marathonlesung zur Erinnerung an die Bücherverbrennung eröffnet. An weiteren Stationen lasen Bischöfin Maria Jepsen und Rolf Becker – der Schauspieler vor dem Heinrich Heine-Denkmal auf dem Rathausmarkt. Rahlfs, der offenbar zufällig vorbei gekommen war, sah darin seinen Angaben zufolge eine Verletzung der Bannmeile und schlug Becker im Beisein vieler Augenzeugen deshalb mit seiner Gehhilfe auf den Rücken. Die anwesende Polizei nahm noch vor Ort Rahlfs Personalien auf.

Der Schauspieler erstattete Strafanzeige gegen Rahlfs wegen Körperverletzung und verlangte eine Entschädigung. In einer gemeinsam abgestimmten Erklärung der Staatsanwaltschaft der beteiligten Anwälte ist der Konflikt nun beigelegt worden. „Der Senator hat sich bei Rolf Becker entschuldigt und zahlt an ihn 5.000 Euro, der diesen Betrag dem Auschwitz-Komitee übergibt“, berichtet der Arbeitskreis „Bücherverbrennung nie wieder“. Der Arbeitskreis kündigte an, dass auch im kommenden Jahr wieder von Prominenten aus den verbrannten Büchern lesen zu lassen. Im Mittelpunkt werde der Dichter Heinrich Heine stehen. KAI VON APPEN