Protest gegen Aristide in Haiti

Mehrere tausend Menschen demonstrieren für Rücktritt des Präsidenten. Exmilitärs bringen Verstärkung aus der Dominikanischen Republik. Vorräte werden knapp

GONAIVES dpa/ap ■ Mehrere tausend Demonstranten haben am Sonntag in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince des Rücktritt von Präsident Jean Bertrand Aristide gefordert. Nachdem am Donnerstag eine Großkundgebung der bürgerlichen Opposition von gewalttätigen Aristide-Anhängern im Keim erstickt worden war, verlief der Protestmarsch am Sonntag zunächst friedlich. Die Teilnehmerzahl war aber wesentlich geringer als bei der letzten großen Oppositionskundgebung am 1. Februar. Viele Menschen blieben am Sonntag aus Angst vor Gewalt zu Hause.

Die bürgerliche Opposition fordert seit Monaten den Rücktritt Aristides, dem sie Korruption und Machtmissbrauch vorwirft. Sie hatte sich in der vorigen Woche von den bewaffneten Rebellen distanziert, die am 5. Februar die Stadt Gonaives in ihre Gewalt gebracht hatten. Letztere erhielten am Samstag Zulauf von früheren Putschisten aus der benachbarten Dominikanischen Republik. Nach Berichten von Augenzeugen trafen am Samstag rund 20 Kämpfer ein, um mit den Aufständischen in der im Norden des Landes gelegenen Rebellenhochburg Gonaives zusammenzuarbeiten. Sie werden von Louis-Jodel Chamblain geführt, einem früheren haitianischen Soldaten. Chamblain war Anführer der Miliz Front für Entwicklung und Fortschritt in Haiti (FRAPH), die Anfang der 90er-Jahre zahlreiche Menschen ermordete.

Im von den Rebellen kontrollierten Norden Haitis könnten die Notvorräte an Mehl und anderen Grundnahrungsmitteln wegen zahlreicher Straßenblockaden in wenigen Tagen aufgezehrt sein, warnte Ministerpräsident Yvon Neptune auf einer Pressekonferenz. Ein UN-Vertreter appellierte an die Polizei und die Aufständischen, einen „humanitären Korridor“ zu öffnen.