Letztes AKW jetzt still

Nach vertuschten Schäden Stromengpässe in Tokio befürchtet. Als Ersatz dienen riesige Mengen von Öl

BERLIN taz ■ Heute wird laut Plan das 17. und damit letzte AKW der Tokio Electric Power Company stillgelegt. Der größte japanische Stromkonzern Tepco beliefert den Großraum Tokio und erzeugte Strom bisher zu 44 Prozent aus Atomkraftwerken. Mit dem Ausfall der wichtigsten Quelle werden in Tokio für den Sommer wegen der großen Zahl an Klimaanlagen Stromengpässe befürchtet.

Die 17 AKWs wurden seit Juli 2002 nacheinander vom Netz genommen. Zuvor hatte ein Prüfingenieur enthüllt, dass Tepco jahrzehntelang die Sicherheitsprotokolle der Reaktoren gefälscht hatte, um Risse in Rohrleitungen und Reaktorbehältern zu vertuschen. Seitdem werden das wahre Ausmaß der Schäden und mögliche Reparaturmaßnahmen untersucht.

Der Ausfall der Reaktoren steigerte weltweit den Ölpreis, weil Tepco als Ersatz nur Ölkraftwerke aufbieten kann. Diese teuren Stromerzeuger arbeiten normalerweise nur als Reserven zu Spitzenverbauchszeiten. Der Mehrverbrauch an Öl wird auf 600.000 Barrel Öl pro Tag geschätzt. Das ist zwar weniger als ein Prozent des Weltölverbrauchs – angesichts des Irakkriegs und Streiks in Ölländern war die zusätzliche Nachfrage aus Japan jedoch ein preistreibender Faktor.

Tepco will nun bis zum Sommer möglichst schnell einige Reaktoren wieder anfahren. Die Atomaufsicht muss das jedoch genehmigen. Wenn nicht, fehlen dem Stromkonzern angeblich 20 Prozent an Leistung für die heißen Tage. Die Firma hat deshalb schon einen Aufruf zum Stromsparen erlassen. REM