kommentar: land gegen gedenkfahrten
: Zurücknehmen!

Still und leise durchlief die Sache Landtagsausschuss und Plenum, jetzt kommt sie ans Tageslicht: Das Land stellt seine Förderung von Fahrten zu den Gedenkstätten der NS-Verbrechen ein. Im letzten Jahr sind dafür kaum 150.000 Euro abgerufen worden. Und auch wenn der Landesjugendplan den parlamentarischen Weg passiert hat, die Entscheidung gegen dieses bislang wirklich gut angelegte Kleingeld ist ein Schande und muss zurück genommen werden.

Die Begründung des Ministeriums ist frech: Es gebe trotz Spardiktat reichlich Förderungen für Antirassismusprojekte oder Gewaltvermeidungsseminare, die einen ähnlichen Zweck verfolgten. Und deshalb sei die Streichung der Zuschüsse zu verkraften. Die Logik des Rotstiftes. Fahrten nach Auschwitz, an die Stätten des Völkermords, sind nicht zu vergleichen mit Gruppendynamik gegen Rechts. Erfahrungen an den authentischen Orten sind nicht zu ersetzen. Und wenn das Ministerium behauptet, man habe bei den Kürzungen im Landesjugendplan darauf geachtet, keine Strukturen zu zerstören, dann irrt man gewaltig: Ohne Zuschüsse werden die Fahrten eingestellt, werden die Jugendlichen nicht mehr nach Auschwitz reisen. Es sind keine touristischen Angebote, die öffentliche Hand muss Gedenkfahrten unterstützen. Damit möglichst viele Jugendliche daran teilnehmen.

Zu den Strukturen: Die Zuweisungen für den Ring politischer Jugend, in dem die Jugendverbände der Parteien organisiert sind, blieb von Kürzungen verschont. CHRISTOPH SCHURIAN