Keine Castoren von Sachsen nach Ahaus

NRW-Landesregierung und Grüne erhöhen den Druck auf Sachsen – und auf Bundesumweltminister Jürgen Trittin

DÜSSELDORF/AHAUS taz ■ Der Poker um die geplanten neuen Castor-Lieferungen nach Ahaus geht weiter: Das nordrhein-westfälische Umweltministerium fordert wie die grüne Landtagsfraktion und Anti-Atom-Initiativen einen Verbleib der mit hochgiftigem Atommüll gefüllten Castor-Behälter im sächsischen Rossendorf. NRW-Innenminister Fritz Behrens (SPD) argumentiert, die Castoren lagerten in Sachsen genauso sicher oder unsicher wie in Ahaus – und warnt vor den hohen Kosten für die nordrhein-westfälischen Steuerzahler: „Die Sicherheit kommt aus den Castoren“, betont Behrens‘ Sprecher Ludger Harmeier.

Rüdiger Sagel, atompolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion, fordert wie Behrens ein Einlenken der CDU-geführten sächsischen Landesregierung: Die solle ein Zwischenlager am Standort Rossendorf beantragen, den Atommüll also bis zum Transport in ein noch zu bestimmendes Endlager vor Ort aufbewahren. Problematisch sei nicht nur der Transportweg: Der ehemalige DDR-Forschungsreaktor verfügt über keinen eigenen Bahnanschluss, nötig wären nach Schätzung des NRW-Innenministeriums mindestens neun LKW-Transporte mit jeweils zwei Fahrzeugen. Außerdem seien die Rossendorfer Castoren vom Typ MTR II nur für eine Betriebsdauer von 15 Jahren ausgelegt, so Sagel: „Die Behälter sind für eine längerfristige Lagerung kaum geeignet. Wir hatten doch bereits vor zwei Jahren Probleme mit rostenden Castoren in Ahaus.“

Die Kritik von Atomkraftgegnern konzentriert sich damit immer stärker auf den grünen Bundesumweltminister Jürgen Trittin: Der sieht bei einem positiven Bescheid des ihm unterstellten Bundesamts für Strahlenschutz zu den beantragten Transport- und Lagergenehmigungen keinerlei „Entscheidungsspielraum“. Trittins Position sei „eine Zumutung“, findet Matthias Eickhoff, Sprecher der Initiative ‚Widerstand gegen Atomanlagen‘ aus Münster: „Die Ahauser Leichtbauhalle ist gegen Flugzeugabstürze nicht gesichert, genausowenig wie die Castoren sicher sind.“ Trittins Ministerium betont dagegen, das Konzept der dezentralen Zwischenlagerung habe Ahaus bereits genehmigte Atommüll-Lieferungen aus den Kernkraftwerken Philippsburg, Neckarwestheim und Biblis erspart.

Behrens‘ Konsequenz: Die Polizei-Planungen zur Sicherung der Castor-Transporte liegen derzeit auf Eis, so sein Sprecher Harmeier: „Trittin soll klären, ob es nicht doch Alternativen gibt.“

ANDREAS WYPUTTA