Schulkost ist schlecht

Die Verpflegung an den Schulen in Nordrhein-Westfalen kann zu Durchfall führen, zeigt eine Untersuchung

KREFELD taz ■ Kein Handwaschbecken, kein heißes Wasser, keine Einweghandtücher, fehlende Desinfektions- oder Reinigungsmittel, ganz zu schweigen von nicht vorhandenen Fliegengittern – die Liste ist lang und lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Nordrhein-Westfalens Schul-Mensen weisen erhebliche Hygienemängel auf. Dies ergaben die Abschlussarbeiten dreier Studenten der Fachhochschule Niederrhein. Sie haben die Verpflegung in 18 Ganztagsschulen aus unterschiedlichen Großstädten Nordrhein-Westfalens genau unter die Lupe genommen und dabei besonders auf Hygiene, Geschmack, Qualität und Preis-Leistungsrelation geachtet.

„Die Untersuchung ist zwar nicht repräsentativ, aber da die Schulen durch die Bank weg schlecht abgeschnitten haben, ist davon auszugehen, dass es an anderen Schulen nicht anders aussieht“, sagt Professor Volker Peinelt. Die fehlende Hygiene könne zu gesundheitlichen Problemen wie Brechdurchfall führen, warnt der akademische Experte Peinelt.

Zwei Mal haben die Studenten während ihrer Arbeit die Schulen besucht. Auffällig dabei war auch das Unwissen der Mensa-Angestellten. Diese seien häufig nicht speziell geschult, so Peinelt. Es wäre nicht klar gewesen, dass die Gerichte eine bestimmte Temperatur haben müssen, bevor sie ausgegeben werden. Vielfach seien keine Thermometer oder benötigte Aufwärmgerätschaften vorhanden gewesen, denn die Speisen werden häufig von Großküchen angeliefert. „Deshalb ist das Essen auch nicht auf Kinder und Jugendliche ausgelegt“, erklärt Peinelt. Lebensmittelproben ergaben keinen schlechten Zustand der Nahrung, aber „es konnten auch fäkale Verunreinigungen im noch normalen Bereich festgestellt werden“, erzählt der Professor.

Kritisiert wurden auch die Mahlzeiten selbst: Es werde zu viel Fleisch gereicht und zu wenig Gemüse und frisches Obst. Auch Fisch sei kaum aufzutreiben. Peinelt rät den Eltern genau hinzusehen, woher das Essen in den Schulen kommt um dann zu entscheiden, ob nicht das mitgebrachte Pausenbrot gesünder ist. Doch drei gute Noten wurden verteilt: Die drei Studenten wurden in Berlin mit dem erstmals vergebenen Axel-Bohl-Preis ausgezeichnet. Dieser wird vom Deutschen Institut für Gemeinschaftsverpflegung verliehen. Ihre Diplomarbeit haben die Studierenden bestanden und den Schulen mit Verbesserungsvorschlägen ausgehändigt. Diese haben sich bislang dazu noch nicht gemeldet. STEFAN FINGER