Stinken bis Ende März

Die Thyssen-Kokerei in Duisburg qualmt, wo sie nicht soll. Ende März soll sie die Prüfung durch das staatliche Umweltamt Duisburg bestehen

Die Dämpfe sind vielleicht lästig, stellten aber keine Umweltkatastrophe dar, sagt die SPD

VON ELMAR KOK

Der Betreiber ist stolz auf seine neue Anlage. „Die Kokerei läuft erstaunlich gut“, sagt Dietmar Stamm, Sprecher von Thyssen-Krupp. Zur Eröffnung der Anlage warb der Konzern damit, die Anlage liefere neben jährlich 2,5 Millionen Tonnen Koks für die Thyssen-Hochöfen auch noch „Ökologie fürs Auge“, so eine tolle Farbgebung habe sie.

Bei Kritikern des Konzerns stoßen die Sinneseindrücke, die die Kokerei momentan liefert, eher sauer auf. Sie sagen, der Wasserdampf, der das Koks kühlt, entweiche oft ungereinigt zur Seite. Zu diesen Emissionen, die bei der Abkühlung des 1.000 Grad heißen Koks durch Wasser entstehen, sagt Unternehmenssprecher Stamm: „Es kann schon mal vorkommen, dass da unten auch was herauskommt.“ Das, was da unten rauskomme, sagt Stamm, sei aber nicht giftig. Die Stäube, die beim Abkühlprozess entstünden, würden im Kühlturm gereinigt. Schließlich sei es „der Staub der nach oben geht“, sagt Stamm. Zudem würden alle Umweltauflagen schon jetzt erfüllt, obwohl die Anlage noch im Probebetrieb sei.

Ob das so ist, wird am 23. März das Staatliche Umweltamt feststellen, welches die Anlage prüfen soll. Vorher, am 19. März, trifft sich in Duisburg nochmal der Umweltausschuss des Stadtrates, um mit den Beteiligten die Lage zu erörtern. Und die in Duisburg regierende SPD weiß schon, wer den schwarzen Peter in der Industriestadt am Rhein bekommen soll. „Die Grünen sehen einen Umweltskandal“, sagt Oliver Hallscheidt, stellvertretender Fraktionsgeschäftsführer der SPD im Rat der Stadt.

Die Öko-Partei hatte sich schon vor Inbetriebnahme der Kokerei für eine Trockenkühlung des Koks eingesetzt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Nordrhein-Westfalen befürchtet zudem, dass bei der jetzt praktizierten Wasserkühlung neben Feinstäuben, die in die Lunge drängten, auch andere Krebs erregende Stoffe entstehen. Davon will Hallscheidt nichts wissen. Emissionen kämen in Duisburg vor, „wenn Betriebe nicht eingehaust sind“, sagt Hallscheidt. Die im Umweltausschuss gezeigten Fotos vom entweichenden Wasserdampf seien alles private Bilder, „man müsste da genauere Informationen bekommen.“ Die entwichenen Dämpfe seien vielleicht lästig, aber „keine Umweltbelastung“, weiß der SPD-Mann und er sei „deshalb sehr entspannt“.

Hermann Oldenhage, umweltpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, ist sauer darüber, dass das Thema Kokerei Thyssen ohne Vorwarnung mit den Fotos auf die Tagesordnung gekommen sei. „Besser wäre gewesen, Herr Greulich hätte vorher die Fraktionssprecher informiert“, sagt Oldenhage. Die CDU wolle keine Fotos sehen, sondern Messwerte. Die könnten dann von den Experten, die die Partei durchaus habe, interpretiert werden, sagt der CDU-Mann. Ansonsten müsse man dem Konzern zugute halten, dass er mit der Abschaltung der alten Kokerei Wort gehalten habe.

Wenn bei der Abkühlung die Tore offen seien, sagt Ralf Krumpholz, Geschäftsführer der grünen Ratsfraktion in Duisburg, könne es sein, dass die Messwerte nicht mehr stimmten. Zudem habe die grüne Ratsfraktion schon vor der letzten Sommerpause um einen Besuchstermin bei der Kokerei gebeten, bis jetzt aber noch keine positive Rückmeldung dazu erhalten, sagt Krumpholz und: „Die wollen wohl erstmal keine kritischen Besucher.“