kulturhauptstadt
: Bewerbung ohne Bürger

Eigentlich muss man sich wundern, warum sich jetzt erst die Gegner einer Bewerbung Kölns zur „Kulturhauptstadt Europas 2010“ sammeln und vorsichtig, zunächst nur im Internet unter dem Namen „koelnfuermuenster.de“an die Öffentlichkeit treten. Immerhin wird darüber seit mehr als einem halben Jahr diskutiert. Doch sollte man ihnen das nicht vorwerfen, sondern ihre Argumente ernst nehmen – nicht nur weil da Menschen mitmischen, die zum Beispiel als PopKomm-Organisator den Ruhm Kölns als Kulturstadt gemehrt haben.

KOMMENTAR VON JÜRGEN SCHÖN

Eine Bewerbung zur Kulturhauptstadt muss von der breiten Bevölkerung mitgetragen werden. Das hat gerade erst der „Intendant der Kulturhauptstadt Graz“ – die österreichische Stadt trug diesen Titel im Vorjahr – bei einem Besuch in Köln empfohlen. Die Kölner Bewerbungsvorbereitungen sind aber an der Bevölkerung vorbei gelaufen. Nichts gegen das Engagement der 150 auserwählten Experten, die in ihrer Freizeit und unentgeltlich die Bewerbungsschrift zusammenstellten, die in der vorigen Woche vom Rat genehmigt wurde und als Grundlage für die Landesentscheidung dient. Doch eine breite Diskussion unter Einbezug der Bevölkerung fand nicht statt.

Zu teuer sei es gewesen, hieß es aus dem Rathaus, die Bürgerin und den Bürger zu fragen, was er sich von der Kulturhauptstadt erwarte, was er bereit sei, dazu beizutragen. Stattdessen beschränkte man sich im Wesentlichen auf Plakate, ein unverständliches Logo und die Internetaktion „Werden Sie zum Kulturträger“ – wozu man durch den Kauf eines „Kunststück“-T-Shirts zum Preis von 14.90 Euro wird. Zumindest über Merchandisingmöglichkeiten wurde also schon nachgedacht.

Doch wo sind die Aktionen, in denen die Kölner Kunstschaffenden umfassend gefragt werden, was sie bieten können und wo sie Wünsche haben? Wo die Aktionen, in denen die Kulturkonsumenten ihre Vorstellungen äußern können?

Die Selbstdarstellung der Stadt im Internet ähnelt eher einer Wagenburg, in die keiner eingelassen werden soll – der Aufforderung „Fragen Sie uns“ zum Trotz. Das alles erinnert fatal an die Diskussion um das Leitbild Köln, die ebenfalls in Stellvertretermanier geführt wurde.