steffen grimberg
: Hey, hier kommt Alex

Die „Financial Times Deutschland“ erscheint heute zum 1.000. Mal. Und könnte sich ein Beispiel am eigenen Comic-Helden nehmen.

Wo waren Sie am 31. März 1983? Um Ihnen ein bisschen auf die Sprünge zu helfen: Es war der Gründonnerstag, die Friedensbewegung auf dem Höhepunkt, und in der 1.000. taz wurde klargestellt, dass die fehlende Berichterstattung von den Ostermärschen im Ruhrgebiet aufs Konto der Berliner taz-Zentrale ging, die mal wieder die Koordination versemmelt hatte.

Gegen solche Paukenschläge hat es die heutige 1.000. Ausgabe der Financial Times Deutschland natürlich schwer. Sie wird vermutlich ganz unbescheiden darauf hinweisen, dass sie mittlerweile 56.705 Exemplare im Abo verkauft – und damit 3.341 Zeitungen mehr als im Vergleich zum Vorjahresquartal. Weil sie konkurrenzbewusst ist, wird sie noch anmerken, dass das Handelsblatt im gleichen Zeitraum einen nicht ganz unerheblichen Abo-Rückgang von 5.223 Exemplaren schlucken musste. Dass das Blatt damit zum ersten Mal seit Bestehen der FTD unter die 100.000-Abo-Marke gerutscht ist, wird dann wohl nicht mehr dabeistehen. Denn von 100.000 Abos ist die FTD dann doch noch ein ganzes Stück entfernt.

Kopf hoch! Für die erste Zeitungsneugründung in Deutschland seit der taz seid ihr schon ganz schön weit. Und auch wir arbeiten schließlich noch an der 100.000. AbonnentIn.

Nehmt euch ein Beispiel an eurem täglichen „Alex“-Comic: Alex ist trotz Entlassung aus der Bank und neuer Pseudo-Existenz als Headhunter noch guter Dinge. Was uns aber nach 1.000 Exemplaren endlich interessieren würde: Wieso heißt der beste Freund von Alex im Original Clive und auf Deutsch Christian? Und warum müssen wir überhaupt jeden Tag einen völlig auf englische Verhältnisse zugeschnittenen, mäßig lustigen Wirtschaftsstrip lesen? In dem alle fiese Nadelstreifenanzüge tragen, die außerhalb der Londoner City längst verboten sind? Und dessen Pointe man oft nur versteht, wenn man eine ungefähre Ahnung vom Rugby World Cup hat? Liegt es am Ende daran, dass „Alex“ in Großbritannien gar nicht in eurer großen Schwester Financial Times erscheint – sondern im stockkonservativen Daily Telegraph?