Lehrer in Langes Flur

Arbeitszeitmodell: Rund 200 LehrerInnen kamen zum Massenratsuchen in den 16. Stock der Hamburger Straße

Seit Bekanntwerden des Arbeitszeitmodells sei die Stimmung in den Kollegien richtig schlecht, berichten Verbandssprecher allenthalben. Gestern konnte die Behördenleitung im 16. Stock der Hamburger Straße dies live erleben. Weil sie sich zum Thema „beraten lassen“ wollten, hatten rund 200 PädagogInnen nach Schulschluss zunächst die Personalräte im 6. Stock, dann die Schulaufsicht im 12. Stock und schließlich die Etage des Schulsenators im 16. Stock aufgesucht.

Dort fanden sie allerdings verschlossene Türen vor. Es gab Pfiffe und laute Rufe: „Arbeitszeitmodell, in den Schredder schnell“. Eine Mitarbeiterin, die ihr Büro abschloss, schob eine Mappe mit der Werbebroschüre für das umstrittene Modell unter der Tür hindurch. „Ich hätte gern gewusst, mit welchem Argument die Stunden faktorisiert wurden“, empörte sich Sportlehrer Tammo Wemken von der Volksdorfer Haupt- und Realschule „An den Teichwiesen“. Er geht wie viele davon aus, dass er künftig 30 Stunden unterrichten muss. Zusätzliches Engagement wie Wettkämpfe an Wochenenden lägen da nicht mehr drin.

Besorgt sind die LehrerInnen auch über die geplante Bedarfsabsenkung um drei Prozent. Wer künftig Teilungsstunden möchte, muss sie durch große Klassen erwirtschaften. „Bei uns kann es keine Teilung im Unterricht mehr geben. Nicht mal der Basisunterricht ist gewährleistet“, pflichtet Wemkens Kollege Ulrich Tippenhauer bei. Lehrer befürchten Klassenzusammenlegungen und sogar Schulschließungen, weil Standorte zu klein werden.

Die nächste große Protestaktion soll am 16. Mai vor dem Personalamt am Steckelhörn stattfinden. Dort findet eine Anhörung der Lehrerverbände zum Arbeitszeitmodell statt, die der Senat abhält, bevor er das Modell so oder so einführt. KAIJA KUTTER