Drei Erfolge auch ohne Sieg

Erst mit Trainer Holger Stanislawski verlängert, dann die Satzung verändert, schließlich beim Spitzenreiter Mainz 05 in der letzten Spielminute gepunktet: Der FC St. Pauli blieb am Wochenende in der Erfolgsspur

Den längsten Applaus bekam Holger Stanislawski. Als Präsident Corny Littmann auf der Jahreshauptversammlung des FC St. Pauli am Samstag verkündete, dass der Erfolgscoach seinen Vertrag am Freitag um drei Jahre verlängert hatte, gab es minutenlang Standing ovations. Beifall setzte es auch, als Littmann verkündete, er werde bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) gegen „die weitere Zerstückelung der Spieltage“ stimmen, von der sich die Clubs höhere Fernsehgelder erwarten.

Nach diesen Signalen lief der Rest wie von alleine. Auf der friedlichsten Mitgliederversammlung seit Jahren wurde mit überwältigender Mehrheit eine neue, von allen Clubgremien erarbeitete Satzung verabschiedet und selbst die obligatorische Kritik des Aufsichtsrates an Präsident Corny Littmann fiel handzahm aus. Zwar bemängelte Aufsichtsratschef Michael Burmester, dass dem Kontrollgremium Unterlagen zum Stadionneubau oft verspätet vorgelegt wurden und sich der Bau der Südtribüne von 12, 6 auf 15,2 Millionen Euro verteuert hätte. Doch empfahl er im gleichen Atemzug die Entlastung des Präsidiums.

Vizepräsident Marcus Schulz betonte zudem, in den Mehrkosten sei etwa die erst spät beschlossene Backsteinfassade enthalten, die der Tribüne ein unverwechselbares Gesicht gäbe. Ebenso seien darin die Planungskosten für das gesamte Stadion enthalten, die der Südtribüne nur anteilig zuzurechnen seien. Unklar bleibt, ob mit dem Neubau der Haupttribüne wie geplant im Mai 2009 begonnen werden könne – noch immer hat kein Kreditinstitut die Finanzierung übernommen.

Für Littmann eine bittere Ironie: „Erst gab es kein Geld, weil es dem Verein schlecht ging. Jetzt geht es dem Club gut, aber den Banken schlecht.“ Es sei aber „kein Beinbruch“, sollte der Bau der Tribüne erst im Jubiläumsjahr 2010 beginnen.

Spätestens dann soll die Mannschaft auch „um den Bundesligaaufstieg mitspielen“, kündigte Holger Stanislawski an. Einen ersten Schritt in Richtung Tabellenspitze unternahmen die Profis schon am Sonntag: Beim Liga-Primus Mainz 05 holten sie ein 2 : 2-Unentschieden und bleiben damit als Tabellensiebter auf Tuchfühlung mit der Spitzengruppe. Nachdem Ludwig (30.) sogar die Führung erzielt hatte, konnte der erst nach 64 Minuten eingewechselte Mainzer Borja mit seinen ersten Ballberührungen (65., 69.) das Ergebnis drehen. Ein Last-Minute-Tor des Außenverteidigers Rothenbach sorgte aber dafür, dass der braun-weißen Erfolgsgeschichte dieses Wochenendes ein angemessenes Schlusskapitel hinzugefügt wurde. MARCO CARINI