Martin Kind, Hannover 96-Chef
: 50 + 1 + Kind = Ärger

Den Fußballern von Hannover 96 geht es schlecht, sportlich gesehen. Mit 0 : 4 verlor der Club am vergangenen Samstag in Frankfurt und es ist die Rede davon, dass Trainer Dieter Hecking ein immer schärferer Wind ins Gesicht bläst. Woher der Wind kommt, ist kein Geheimnis: 96-Chef Martin Kind hat die Forderung ausgegeben, mit 20 Punkten in die Winterpause zu gehen. Nach der jüngsten Niederlage hat Hannover 13 Punkte, und bis zur Winterpause sind es nur noch drei Spiele.

Etappenziel nicht erreicht, das wird Martin Kind in seine Bilanz aufnehmen. Und es wird ihn bestärken in seiner Mission, die Kind seit Herbst 2006 verfolgt und die nicht nur Hannover, sondern alle Clubs der Deutschen Fußball Liga (DFL) betrifft: Kind will die 50 + 1-Regel abschaffen, um die Vereine uneingeschränkt für Investoren zu öffnen.

Die 50 + 1-Regel besagt, dass immer die Vereine selbst die Stimmenmehrheit in den Kapitalgesellschaften halten müssen, in denen sie ihre Fußball-Profi-Abteilungen ausgegliedert haben. Dadurch wird verhindert, dass private Investoren ganze Klubs übernehmen, wie das beispielsweise der russische Milliardär Roman Abromowitsch mit dem FC Chelsea gemacht hat.

Martin Kind ist Eigentümer der Kind-Gruppe, die vor allem Hörgeräte verkauft. Bei Hannover 96 ist er nicht nur Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer, sondern auch ein maßgeblicher Geldgeber. „Im Fußball gelten die Marktgesetze“, sagt Kind. Sein Ziel ist, den Haushalt von Hannover 96 mittelfristig um rund 25 Millionen zu erhöhen.

Liga-Präsident Reinhard Rauball will an der 50 + 1-Regel festhalten. Im Vorfeld der DFL-Versammlung am vergangenen Freitag hat Kind deswegen in der Presse über juristische Strategien zum Sturz der Regel nachgedacht. Am aussichtsreichsten erschien ihm, die Regel mit Hilfe des EU-Rechts zu kippen. Eine entsprechende Klage würde er anstrengen, wenn eine gütliche Einigung innerhalb der DFL nicht zu Stande kommen sollte.

In der Versammlung vom Freitag ist bei der DFL keine Entscheidung gefallen. Dafür wird der Ton immer rauer. Aber das kommt derzeit öfter vor im Umfeld von Martin Kind. KLAUS IRLER

MARTIN KIND, 64, kommt aus Großburgwedel. Er ist Chef von 96 und Chef einer Firma für Hörgeräte. FOTO: DPA