Stabwechsel am Golf

Die USA ziehen Flugzeugträger aus der Golfregion ab. Italien und Dänemark erwägen die Entsendung von Soldaten, Polizisten und anderen Fachleuten. Eine irakische Einheit ergibt sich in der Wüste

BERLIN ap/afp/dpa ■ Während die USA nach dem Abflauen der Kampfhandlungen in Irak Streitkräfte abziehen, will Italien Soldaten hinunterschicken. Zwei US-Flugzeugträger-Verbände werden noch diese Woche den Rückweg antreten, erklärte das Pentagon in Washington. Die „USS Kitty Hawk“ und die „USS Constellation“ sollen mit rund 160 Kampfflugzeugen in ihre Heimathäfen in Japan und Kalifornien zurückkehren. Die australische Regierung erklärte gestern, sie hoffe, ihre 2.000 Soldaten aus dem Irak bald nach Hause holen zu können.

Die Zahl der im Irakkrieg ums Leben gekommenen US-Soldaten hat sich auf 121 erhöht. Von ihnen seien 105 im Gefecht oder durch irrtümlichen Beschuss aus den eigenen Reihen getötet worden, teilte das Pentagon mit. Die 16 übrigen starben bei Unfällen. 495 Soldaten seien seit Kriegsbeginn am 20. März im Gefecht verletzt worden, 56 weitere bei Unfällen. Vier Angehörige der US-Armee galten noch als vermisst.

Auch die vor Beginn des Irakkriegs in der Türkei stationierten US-Soldaten verlassen das Land. Der türkische Generalstab teilte gestern mit, die 1.166 Soldaten würden mit 10 Flugzeugen vom südtürkischen Incirlik zu ihren Stützpunkten in Deutschland geflogen. Material und Ausrüstung würden im Mittelmeerhafen Iskenderun verschifft.

Die USA haben Dänemark gebeten, die Leitung der geplanten internationalen Ordnungskräfte für den Irak zu übernehmen. „Die Amerikaner erinnerten sich offensichtlich an die positiven Ergebnisse der von Dänen geleiteten Friedensmissionen auf dem Balkan und anderen Orten“, sagte Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen gestern. Seine rechtsliberale Regierung hat bereits geplant, rund 380 Soldaten, Polizisten und andere Hilfskräfte zur Friedenssicherung nach Irak zu entsenden. Er schätzt, dass die doppelte Zahl notwendig sei, falls Dänemark das Hauptquartier der geplanten Truppe übernehmen sollte. Noch hat die Regierung nicht entschieden, ob sie dem Wunsch der USA entsprechen wird.

Italien will zwischen 2.500 und 3.000 Soldaten in den Irak schicken, die die humanitäre Hilfen absichern sollen. Darunter seien auch Carabinieri, die Polizeiaufgaben übernehmen sollen, sowie Spezialisten zur Entsorgung biologischer und chemischer Waffen, Ingenieure und Ärzte. Das kündigte Außenminister Franco Frattini gestern im Senat in Rom an. Italien wolle sofort Unterstützung leisten und nicht warten, bis sich Europa und die UNO über Hilfen einigen. Die Opposition lehnt das Vorgehen der Regierung ab und will Hilfen im Rahmen von EU und UN leisten.

Eine irakische Armeeeinheit mit 16.000 Mann hat sich in der westirakischen Provinz al-Anbar der US-Armee ergeben. Der Befehlshaber der westirakischen Einheit, General Mohammed Dscharaui, unterzeichnete gestern die Kapitulationserklärung, berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP. Er wolle die USA unterstützen und hoffe auf „eine gute Freundschaft“ beider Länder, sagte Dscharaui. Bei den US-Truppen bedankte er sich dafür, „Irak befreit zu haben und es sicher zu machen“.