Neuer Landtag an der Leine

Für 45 Millionen Euro soll bis 2012 ein Parlamentsneubau in Hannover entstehen. Das alte Plenum ist marode, außerdem wenig transparent. Ob die Pläne die Finanzkrise überstehen, entscheidet sich erst 2009

Wie Bremen, Berlin oder Düsseldorf: Auch Hannover täte die bauliche Rückkehr zu seinem Fluss, das ist hier die Leine, gut. Doch dazu wird es vorerst nicht kommen. Eine der Varianten für die Umgestaltung des Parlamentsgebäudes in der niedersächsischen Landeshauptstadt hatte einen Neubau direkt über der Leine vorgesehen. Das missfiel aber Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD): Hannover verfüge über zu wenig Flächen am Fluss, fand der, als dass man diese auch noch bebauen könne.

Nun soll der neue Plenarsaal immerhin direkt neben der Leine entstehen, die Abgeordneten können durch eine Glasfront über das Flüsschen hinweg auf den Waterlooplatz schauen. Eine Kommission des Bauherrn, Landtagspräsident Hermann Dinkla (CDU), entschied sich für eine von insgesamt zehn Standortvarianten für das Hohe Haus. Danach soll der Plenarsaal aus dem Jahr 1962 abgerissen und auf dem Platz der Göttinger Sieben – wo zurzeit noch eine, vorsichtig gesagt: umstrittene Bronzeskulptur der aufmüpfigen Professoren steht – neu entstehen.

Mitte 2009 soll der Sieger im Architektenwettbewerb gekürt, Ende 2012 das neue Parlament bezogen werden. In der Umbauphase tagen die Abgeordneten im Forum des Landesmuseums. Kostenpunkt des Ganzen: rund 45 Millionen Euro. Geplant sei kein Luxus, sondern eine „wirtschaftlich und funktional interessante, aber auch städtebaulich gute Lösung“, sagte ein Sprecher.

Für Dinkla tagen die Abgeordneten derzeit „abgeschottet“, ja, „quasi ohne Außenbezug“ im fensterlosen Erweiterungsbau des im Krieg zerbombten Leineschlosses. Ein Neubau ist nötig, weil der 60er-Jahre-Charme brüchig ist: Scheiben in der gläsernen Portikushalle drohen herauszufallen, im Keller soll es Ratten geben, bisweilen müffelte es. Für Renovierungen müssen regelmäßig Millionen locker gemacht werden, Strom und Fernwärme kosten rund 250.000 Euro pro Jahr.

Damit soll nun Schluss sein. Ob sich das Vorhaben wegen der Finanzkrise verschiebt, ist derzeit unklar. Der Landtag müsste erst 2009 die Mittel für den Umbau freigeben. 2002 war ein ähnliches Projekt an Baukosten in Höhe von damals 20 Millionen Euro gescheitert. „Wir hätten uns gewünscht, dass die Ausschreibung für den Architektenwettbewerb die Möglichkeit offen gelassen hätte, auf der Grundlage der Planungen aus dem Jahr 2002 auch einen Umbau des alten Plenarsaals in Erwägung zu ziehen“, stänkerten nun die Grünen. Sie hatten ohnehin dafür plädiert, erst mal auf einen Neubau zu verzichten, um andere Landesliegenschaften energetisch zu sanieren. KAI SCHÖNEBERG