Musik passiert

Facettenreiche Erzählerin: Die Chansonnière Etta Scollo tritt wieder einmal im Schmidts Tivoli auf

Wieder einmal sorgt Etta Scollo für gebrochene Herzen – oder doch zumindest die passende Beschallung – auf dem Hamburger Kiez: Am Ostermontag tritt die gebürtige Sizilianerin mit ihrer Band im Schmidts Tivoli auf. Kritiker überbieten sich seit Jahren mit ihren Beurteilungen, was die Gesangsqualitäten der zierlichen Frau angeht. Seit Jahren auch pendelt Scollo zwischen Italien, der Schweiz und ihrer Wahlheimat Hamburg hin und her. Ihre Lieder sprechen da nicht zufällig immer wieder von Sehnsucht, Begegnung und Abschied und natürlich vom Reisen selbst. Und in ihre Musik bettet Scollo ganz wunderbare Geschichten ein.

Auf der Bühne kommt sie als begnadete Erzählerin erst richtig in Fahrt. Da durchlebt sie facettenreiche Stadien von Melancholie und Sinnlichkeit, immer gewürzt mit einer Prise Humor. Mal sanft, mal kraftvoll erhebt sie ihre Reibeisen-Stimme über die Instrumente. Elemente aus Jazz, Blues und Pop-Balladen vermischen sich mit traditionell sizilianischen Einflüssen. Warum dieser beeindruckenden Sängerin bislang der internationale Durchbruch verwehrt blieb, das soll der Welt Geheimnis bleiben. Vielleicht ist Scollo selbst daran aber auch einfach gar nicht interessiert.

Etta Scollo folgte erst spät ihrer Liebe zur Musik. Sie studierte zunächst Kunst und Architektur, um dann ans Wiener Konservatorium für eine Gesangsausbildung zu wechseln. Mit Musik ist sie schließlich aufgewachsen, schrieb erste Songs bereits als Schülerin: Ihr Vater, ein leidenschaftlicher Hobby-Musiker, schwor die ganze Familie auf seinen Sound ein, im Wohnzimmer wurden nächtliche Jazz-Sessions veranstaltet.

Nach Experimenten in Jazz und Blues wandte Scollo sich wieder mehr ihrer italienischen Prägung zu. In dieser Phase entstand drei Alben mit der bis heute verfolgten Mixtur: Blue (1999), Il Bianco Del Tempo (2001) und ein Live-Album In Concerto (2002). „Das Konzert ist ein Ritual, und der Moment, in dem die Musik passiert, ist magisch“, hat Etta Scollo einmal über ihre Intention und ihre Musik gesagt. „Improvisation ist wichtig. Es ist kein Jazz, aber es ist die Idee von Jazz. Die Zeit bleibt stehen.“ Nach einem Jahr Pause dürfte sie mit zahlreichen neuen Geschichten im Gepäck sicher wieder die Zeitbremsmaschine anwerfen. MECHTHILD KLEIN

Montag, 20 Uhr, Schmidts Tivoli