In der Galerie

Holger kommt zur Kunst

Biene und Manni machten Buchhaltung in der Galerie. Biene saß auf Mannis Schoß und tippte Zahlenkolonnen in den Computer und Manni tippte an Biene herum. Holger kam direkt die Treppe rauf, und da stand er auch schon vor den beiden und genierte sich nicht die Bohne. Nicht wie die andern, wusste Manni sofort.

Dann ging alles ganz schnell. Holger sagte: Darf ich mal? Er drehte einen der beiden Schreibtische und den kleinen Beistelltisch so herum, dass die hohlen Metallbeine in die Luft ragten. Zuvor hatte er die Tische mit einer effizienten Armbewegung leer geräumt. Er zog ein paar schmale Holzlatten, ein Stück Gartenschlauch, einen Zollstock und eine Schere aus dem Rucksack, schnitt den Schlauch zurecht, steckte die Holzlatten in die Tischbeine, legte hier eine oben drüber, verband da und dort zwei andere mit einem Schlauchstück, brach ein schwanzlanges Ende von einer weiteren ab und klemmte es als Abstand zwischen die oben verbundenen Holzlatten, stützte das Ganze von unten mit dem ausgeklappten Zollstock, tippte die fertige Konstruktion mit dem Zeigefinger an, so dass sie elastisch hin und her pendelte, stellte sich daneben, sah Manni und Biene ungeduldig an, die ihrerseits abwechselnd Holger und das außerirdische System aus Latten und Schläuchen ansahen, das in den umgedrehten Tischen steckte, und sagte: Hi, Holger, Künstler. Ich will hier verkaufen.

Biene dachte, der ist wohl plemplem. Manni hatte schon fünf Minuten kein Wort mehr gesagt, und seine Hand lag noch immer fest auf Bienes Brust. Also, was is’ jetzt, sagte Holger. Wie Beuys, dachte Manni, der ist wie Beuys. Er schubste Biene von seinem Schoß runter und nahm Holger unter Vertrag.

SASCHA JOSUWEIT