… der Pamukkale-Künstler?
: Für den Zerfall bezahlen

Eine weiße Schneedecke liegt auf dem Pamukkale-Brunnen im Görlitzer Park. Ein schöner Anblick mit unschönen Nebenwirkungen: Der Stein hält der Witterung nicht stand, bei Frost bekommt die Anlage zusätzliche Risse. Das zur Ruine zerfallene Kunstwerk bröckelt weiter vor sich hin.

Schuld an der Misere ist der Bildhauer Wigand Witting. Das hat das Kammergericht am Freitag entschieden. Der Künstler, der den Brunnen nach dem Vorbild der berühmten Kalksteinterrassen in der Türkei gestaltete, muss dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg rund 1,1 Millionen Euro Schadenersatz zahlen, so das Gericht. Der Grund: Er habe für die Anlage ungeeignetes Material verwendet.

Schon wenige Wochen nach der Eröffnung 1998 musste der Brunnen wieder abgestellt werden, weil der Stein zerbröselte. Jahrlang prozessierten Bezirk und Künstler daraufhin gegeneinander. Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) sagt, das Finanzamt werde sich nun darum kümmern, das Geld einzutreiben. Der Künstler habe damals 1,4 Millionen Mark ausgezahlt bekommen. Wie viel davon noch übrig ist, weiß allerdings nur Witting selbst. Der lebt inzwischen in Frankreich.

Ob die Kreuzberger bald einen funktionsfähigen Brunnen erhalten? Der Künstler hat ein Urheberrecht an der Anlage. Alle Änderungen muss der Bezirk mit ihm absprechen. „Wir werden über Perspektiven reden“, sagt Schulz. Wenn die Kommunikation genauso gut klappt wie in den vergangenen Jahren, fällt noch viel Schnee auf die Pamukkale-Ruine. ALL  FOTO: ARCHIV