Post coitum

Das Tier, post coitum, sei trist, sagt der Volksmund und vergisst, jene Tiere zu erwähnen, die danach nicht traurig gähnen und gelangweilt, beim Erschlaffen erst mal ’ne Aktive paffen, sondern nochmals, voll Entzücken näher zueinander rücken und sich abermals beglücken.

Nach dem Mauseln freuen sich Mäusin wie auch Mäuserich schon auf eine Neuauflage. Wuchtig tritt die Gier zutage bei der Zimt-und-Zucker-Zicke.Sie hat nie die Faxen dicke, sondern bäht das Böckchen an: Nicht gleich schlafen – sei ein Mann! Und das Böckchen folgt ihr dann.

Auch im Bann des Sexuellen stehen Rehe und Gazellen. Sich nur einmal zu bespringen, würde sie nicht weiterbringen. Nächtelang, ganz ohne Doping, toben Pro- und Antiloping. Hammerhai und Zitteraal haben beide keine Wahl, denn stets heißt es: Komm, noch mal!

Ganz am Ende landen wir dann beim ollen Menschentier: Körperkes anineinander, Beingewurstel, durcheinander, außer Atem, warm umschlungen hat sich, zwei-wird-eins, bezwungen, sich im Pas des deux besiegt und liegt friedlich, wie gewiegt, wonnig Haut an Haut geschmiegt.

Später wird, ganz ungezwungen neu ad libitum gerungen. Erst wenn dieses auch vollbracht sagt der Mensch: Das war’s – gut’ Nacht.

WIGLAF DROSTE