Verkehrsverbund spart bei Zugverbindungen

Ab April sollen 150.000 Zugkilometer im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr entfallen. Vor allem Regionalexpresse fahren seltener. Der Verkehrsclub Deutschland glaubt, die Streichungen hätten vermieden werden können

RUHR taz ■ Wer am 4. April vergeblich auf seine Bahn wartet, sollte sich nicht über Verspätungen ärgern, denn vielleicht existiert die gewohnte Verbindung dann einfach nicht mehr. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) kürzt ab diesem Datum insgesamt 150.000 Zugkilometer. Obwohl dies nach Angaben des VRR nur ein kleiner Teil der ursprünglich geplanten Kürzungen ist, zeigt sich der Verkehrsclub Deutschland (VCD) nicht begeistert.

Der Verkehrsverbund begründet die Sparmaßnahmen mit Änderungen im Regionalisierungsgesetz des Bundes sowie im Haushaltsbegleitgesetz für Nordrhein-Westfalen. Zunächst sollten 1,7 Millionen Zugkilometer gestrichen werden, doch damit wollten sich die Schienenpersonennahverkehr-Zweckverbände nicht abfinden. Sie traten mit dem Land in Verhandlung und konnten die Kürzung der finanziellen Mittel abschwächen. „Das werten wir als großen Verhandlungserfolg“, so Hans Oehl, Pressesprecher des VRR. Übrig blieben die nun geplanten 150.000 Kilometer. Das sind etwa 0,3 Prozent der insgesamt 43,3 Millionen Zugkilometer des Verkehrsverbundes.

Jürgen Eichel, Landessprecher des VCD, nimmt die Vorhaben nicht kritiklos hin. „Der VRR hat im Jahr 2003 etwa 7 Millionen Euro durch Zugausfälle gespart“, so Eichel. Nach seiner Ansicht hätte der Verbund diese Gelder nutzen können, um die gekürzten Mittel zu ersetzen. Dann müssten auch keine Zugkilometer gestrichen werden. Der Pressesprecher des VRR, Hans Oehl, meint dazu knapp: „Das war bei uns nicht im Gespräch.“ Außerdem halte er die Angaben des VCD für überhöht.

Doch auch der Zeitpunkt der Kürzung ist nach Eichels Auffassung äußerst ungünstig. „Mitte Juni wird dann schon wieder eine Fahrplanänderung anstehen - die Kunden werden verwirrt“, meint der VCD-Sprecher und spielt damit auf die neue Flughafenanbindung Köln-Bonn an. Er wünscht sich eine Aufschiebung der Streichungen bis Juni, damit die Kunden sich nur einmal an neue Fahrpläne gewöhnen müssen. Der VRR sieht das anders: „An zwei kleine Änderungen können sich die Leute sicher besser gewöhnen als an eine große“, so Oehl.

Für Jürgen Eichel und den VCD machen die Streichungen nebenbei auch auf ein anderes, umweltpolitisches Problem aufmerksam: Der Bund kürzt die Mittel für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), weil es sich dabei um Subventionen handelt. „Beim Straßenbau wird aber nicht gespart, weil das laut Gesetz Investitionen sind“, so Eichel. Damit wird der Straßenverkehr gefördert, während dem umweltverträglicheren ÖPNV Kürzungen ins Haus stehen.

Die ab April anstehenden Fahrplanänderungen betreffen vor allem die Regionalbahn 42 (Haltern-Recklinghausen-Essen), auf der vier Zugpaare zwischen 10 und 14 Uhr gestrichen werden. Außerdem wird der Regionalexpress 16 (Hagen-Essen) an Wochenenden seltener fahren. Weitere Änderungen betreffen die Regionalexpresse 5 (Düsseldorf-Köln), 8 (Venlo-Mönchengladbach-Köln) und 4 (Aachen-Düsseldorf) sowie die Regionalbahn 27 (Mönchengladbach-Köln). Auf diese Züge wartet man dann am 4. April vielleicht vergeblich. ELLEN REGLITZ