Freie Szene formiert sich

Private bieten in Köln vier von fünf Kulturveranstaltungen an. Sie wollen in Zukunft besser zusammenarbeiten

KÖLN taz ■ Die Schrift, mit der sich Köln gegen die NRW-Konkurrenz um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2010“ bewerben will, ist schon im Druck. Zu spät also, noch Änderungen vorzunehmen. Dort fehle zum Beispiel ein Hinweis auf die starke Kölner Szene Neue Musik, bemängelte die Komponistin Carola Bauckholt, eine von elf „Kulturhauptstadt-Botschafterinnen“, die für die Bewerbung Kölns werben sollen. Und Robert von Zahn vom Initiativkreis Neue Musik räumte selbstkritisch ein: „Das haben wir verpasst.“

Etwas ratlos waren folgerichtig die gut 30 Vertreter der freien Kölner Kulturszene, was sie von der Kulturhauptstadt erwarten und wie sie ihre Ideen noch einbringen können. Eingeladen in den Stadtgarten zum „Brainstorming“ hatte sie am Montag Abend das „Kulturnetz Köln“, ein lockerer Zusammenschluss der in Interessenverbänden organisierten freien Szene.

Fast jeder Künstler hat eine Idee in der Tasche, mit dem er sich 2010 präsentieren könnte, sollte Köln tatsächlich den Zuschlag erhalten. Grundsätzliche Ablehnung gegen die Bewerbung gibt – und gab – es also nicht. Was aber, wenn Köln schon auf Landesebene durchfällt? Die Entscheidung fällt im Juni. Die Angst ist groß, dass dann die Unterstützung von Politik und Verwaltung zusammenbricht. Deshalb gelte es, die Gunst der Stunde zu nutzen. Im Kampf gegen die Vergnügungssteuer sei man ja schon erfolgreich gewesen, machte man sich Mut.

Doch auch unabhängig vom Projekt „Kulturhauptstadt“ will sich die Szene künftig besser in der Öffentlichkeit präsentieren, will ihre Stärke zeigen. „Immerhin deckt der freie Sektor fast 80 Prozent aller Kulturveranstaltungen in Köln ab“, sagte Rainer Michalke vom Stadtgarten. Fernziel ist ein kostenloses wöchentliches Magazin mit Terminen und Hintergrundberichten für alle Kölner. Doch hinter dessen Finanzierung steht ein großes Fragezeichen. So begnügt man sich vorerst mit einem „Newsletter“ für die Kommunikation zwischen Theatern, Clubs, Programmkinos und Solisten. Der soll ab März unter www.kulturnetz-koeln.de im Internet stehen. Vielleicht kann im Dialog auch geklärt werden, warum Köln den Ruf als Kulturstadt verloren hat, der noch um 1990 viele Künstler an den Rhein lockte.

JÜRGEN SCHÖN