Einmal Superstar und zurück

Max Romeo ist heute der große alte Mann der conscious lyrics, doch bis dahin war es ein weiter Weg

Max Romeo, ein Urgestein der conscious lyrics, wurde mit Texten über die soziale Situation Jamaikas und mit spirituellen Hymnen bekannt. Bereits mit 17 Jahren nahm er mit den Emotions seinen ersten Song auf, der auf Anhieb auf den zweiten Platz der Charts vorstieß. Ein erster Achtungserfolg für den Musiker, der mit 14 Jahren von zuhause ausgerissen war und sich drei Jahre in den Straßen Kingstons durchgeschlagen hatte.

Doch Maxwell Smith, so sein bürgerliche Name, drehte seiner ersten Band auf den Rat von Bunny Lee, einem der Großen der Reggaeszene, schnell wieder den Rücken. Solosänger solle er werden, riet ihm Lee und schlug als Künstlernamen Max Romeo vor.

Schnell stellten sich weitere Erfolge ein. Ein anzügliches Stück, „Wet Dream“, machte Romeo Ende der 60er Jahre auch in England bekannt und brachte die Single, obwohl sie von der BBC aus dem Radio verbannt wurde, in die Charts.

Das bekannteste Stück des heute 57-jährigen Rootssängers ist jedoch „War Inna Babylon“, das er 1976 mit Lee „Scratch“ Perry und den Upsetters im legendären Black Ark Studio einspielte. Mit Perry, dem kongenialen Virtuosen an den Reglern, stieg Romeo in den 70ern zum Superstar in Jamaika auf, doch sie trennten sich bereits 1976 im Streit. Max Romeo ging nach New York, wo seine musikalischen Gehversuche nicht besonders erfolgreich waren: Seine Platten verkauften sich schlecht, und daran änderten auch mehrere Labelwechsel nichts.

Ende der 80er Jahre war Max Romeo nur noch Insidern ein Begriff. Zurück in Jamaika, wurde er von Jah Shaka quasi wieder entdeckt und meldete sich mit „FarI Captain of my Ship“ zurück. Zwischen Jah Shaka und Romeo entwickelte sich eine ähnlich fruchtbare Partnerschaft wie einst mit Perry. Romeo fasste wieder Fuß und veröffentlichte mehrere hochgelobte Alben wie Selassie I Forever aus dem Jahr 1998. Heute ist er respektierter Altmeister des Genres, von dem Ganjaman, der Max Romeo auf der Tour begleitet, sicherlich noch einiges lernen kann. Vor zwei Jahren erschien mit Resonanz dessen erstes deutschsprachiges Conscious-Album, in dem es ähnlich wie bei Romeo um Religion und die sozialen und politischen Zustände geht. Auffällig ist die quäkende Stimme des 29-Jährigen, der die Stücke für das Album schrieb und produzierte, ohne jemals die Heimat in der Karibik besucht zu haben. Max Romeo wird ihm einiges zu erzählen haben. Knut Henkel

heute, 21 Uhr, Fabrik