Bröckelnde Säulen

Berufliche Weiterbildung in Hamburg wird weiter gestrichen. Trägersterben befürchtet.Zugleich meldet die Arbeitsagentur Maatwerk Insovenz an. Bis zu 10.000 Betroffene

Weitere Einschnitte bei der Förderung der beruflichen Weiterbildung will die Hamburger Agentur für Arbeit vornehmen. Das verlautete gestern aus dem Verwaltungsausschuss der Agentur, die früher mal Arbeitsamt hieß. Der Haushaltsansatz für das laufende Jahr soll nur noch 171,7 Millionen Euro betragen, im Vorjahr lag er noch bei 220,4 Millionen Euro.

Der größte Teil der Minderausgaben entfällt dabei auf die berufliche Weiterbildung. Der über mehrere Einzeletats verteilte Förderumfang wird demnach mit etwa 26 Millionen Euro um fast ein Viertel gekürzt. Damit droht der Arbeitsplatzabbau bei Hamburgs Weiterbildungsträgern „verstärkt weiterzugehen“, befürchtet Sabine Bauer von der Gewerkschaft ver.di. Bei der Grone-Schule, der Rackow-Schule und der Stiftung Berufliche Bildung seien bereits Entlassungen geplant, „auch die Schließung“ einzelner Träger will Bauer nicht mehr ausschließen.

Zugleich wird der Etat für Personalserviceagenturen (PSA) von 5,4 auf 18,2 Millionen Euro mehr als verdreifacht. Dabei hätten diese Einrichtungen eine Vermittlungsquote von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt von lediglich zwölf Prozent, kritisiert ver.di. Die Etataufstockung sei „besonders bemerkenswert“ angesichts des Insolvenzantrages von Maatwerk am Montag (taz berichtete).

Die größte deutsche PSA steht möglicherweise vor dem Aus, von der Insolvenz sind bis zu 10.000 Beschäftigte betroffen, in Hamburg seien es lediglich 105, so Arbeitsamts-Sprecher Knut Böhrnsen. Zwar werde man versuchen, die Betroffenen rasch zu vermitteln. Dies sei allerdings nicht ganz leicht, da nur schwer vermittelbare Arbeitslose in PSAs eingesetzt werden.

Diese wurden als eine der tragenden Säulen der Hartz-Reformen der rot-grünen Bundesregierung eingerichtet. Jetzt bröckeln sie. sven-michael veit