Dünner und dümmer

Betr.: „Weser Kurier streikt weiter“, taz Bremen vom 16. Februar, S.21

Leserinnen und Leser lassen sich nicht gern für dumm verkaufen. Seit der Weser Kurier als angeturnte Notausgabe erscheint, ist er nicht nur dünner, sondern auch dümmer geworden. Während raumgreifende bunte Bilder über mangelnde Masse hinwegtäuschen, gilt für Wortbeiträge das Motto: Masse statt Klasse. Es ist zwar interessant, dass im August 2003! eine Saaldecke im Schloss Chambort (Frankreich) einstürzte (wie der Weser Kurier am 16.2.2004 auf Seite 9 berichtet), relevanter für Bremen wäre aber z.B. eine Information über die Zerstörung der atemberaubenden Deckenkonstruktion eines Bremer Wahrzeichens. Während die Namensänderung in „AWD Dome“ als peinlicher Irrtum entlarvt und breit diskutiert wurde, findet die Zerstörung der formgebenden baulichen Konstruktion der Stadthalle ohne nennenswerte Information und Diskussion der breiten Öffentlichkeit statt. Dafür wäre allerdings couragierter (journalistischer) Sachverstand vor Ort notwendig, doch auf den meinen zur Zeit nicht nur die lokalen „Zeitungsmacher“ verzichten zu können. Wenn meine Tageszeitung nur noch aus farbenfroh bedrucktem Papier besteht, anstatt über relevante Ereignisse zu berichten und undurchsichtige Macht- und Entscheidungsstrukturen transparenter zu machen, dann kann ich in Zukunft darauf verzichten.

RENATE VON STRAUSS UND TORNEY, Bremen