Bulmahns Ausleseproblem

Die Bildungsministerin beruft zwei konkurrierende Gremien für die Elitenauswahl

Er ist ein international angesehener Wissenschaftler und er ist der oberste Evaluierer der Nation. Aber nun ist Reinhard F. Hüttl nicht mehr amüsiert. Denn während Hüttl für den Wissenschaftsrat, das höchste Beratungsgremium für die Wissenschaft in Deutschland, eine aufwendige Rangliste der besten deutschen Hochschulen erstellt, bekommt er Konkurrenz. Die internationale Jury zur Auswahl der besten deutschen Unis.

Das Peinliche an der plötzlichen Konkurrenz zweier Gremien, die beide etwas sehr Ähnliches machen, ist die Mutter beider Gruppen – Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD). Sie hat den Wissenschaftsrat beauftragt, ein anerkanntes Uni-Ranking zu erstellen. Und sie wird nun eine internationale Jury berufen, die jene Unis auswählen soll, die für die Extra-Elitenförderung des Bundes von geplanten 1,25 Milliarden Euro in Frage kommen.

Eine Sprecherin Bulmahns sieht keine Interessenkollision: „Das sind zwei Paar Schuhe.“ Reinhard Hüttl erkennt sehr wohl Probleme. Was passiert denn, so fragt er mit Recht, wenn eine Universität von der internationalen Jury keine Elite-Millionen bekommt – im autorisierten Wissenschaftsranking aber auf Platz eins landet? „Damit wäre niemandem geholfen“, gibt der Professor für Bodenkunde zu bedenken. Andere werden deutlicher: Es wäre peinlich für die deutsche Wissenschaft.

„Es wäre das Beste“, empfiehlt Hüttl, „wenn beide Gremien zusammenarbeiten.“ Dann sind Blamagen, Ärger oder gar Klagen um die Elite-Millionen nicht zu befürchten. Aber Hüttl, der ehrenamtlich für den Wissenschaftsrat arbeitet, ist auch in seiner Arbeitsehre gepackt. „Warum sollte ich meine Freizeit in ein Ranking investieren, das ohne Belang ist?“, so der Prof aus Cottbus. „Da kümmere ich mich lieber um meine Doktoranden – oder meinen kleinen Sohn.“ CIF