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: Schnäppchen für die Yankees

New Yorks Baseball-Protze kaufen sich den besten Spieler der Liga und schüchtern die Konkurrenz schon vor der Saison mächtig ein

Alex Rodriguez von den Texas Rangers wurde in der letzten Saison zum wertvollsten Spieler der American League (AL) gewählt, und nur wenige zweifeln, dass „A-Rod“ auch der beste Spieler in der gesamten Major League Baseball (MLB) ist. Wenig verwunderlich also, dass er die nächste Saison im Trikot der New York Yankees bestreiten wird. Unvergessen das Gesicht des ebenso cholerischen wie siegeshungrigen Yankees-Bosses George Steinbrenner, als seine 180-Millionen-Dollar-Truppe in der World Series von den Florida Marlins, nun ja, gedemütigt wurde. Etwas würde passieren, das war klar, und die Chance ergab sich jetzt, nachdem Baseman Aaron Boone beim Basketball sein Knie nachhaltig verletzt hatte. Ein Vertragsverstoß, der eine fristlose Kündigung rechtfertigt.

Die Texas Rangers, die in ihren drei Jahren mit Rodriguez erfolglos blieben, wollten den Shortstop unbedingt loswerden, doch das gestaltete sich schwierig. Schließlich hatten sie A-Rod in einem Anfall von Umnachtung einen Zehnjahresvertrag über 252 Millionen Dollar gegeben, den der neue Klub zu übernehmen hatte. Ein Deal mit den Boston Red Sox wurde im Dezember von der Spielergewerkschaft vereitelt. Dass nun ausgerechnet der Erzrivale aus New York den dicken Fisch an Land zog, dürfte in New England manche Zornesader schwellen lassen.

„Das ist eine ganz, ganz große Sache“, kommentierte Steinbrenner seinen Coup, der ihn nicht mal besonders teuer kommt. 67 Millionen Dollar des verbleibenden Kontraktes von Rodriguez zahlen nämlich die Rangers, dafür bekommen sie seine Villa, seine Luxuslogen im Ballpark von Arlington und der Basketball-Arena der Dallas Mavericks sowie den verdienten Yankees-Spieler Alfonso Soriano. Dennoch ein hoher Preis dafür, jemanden loswerden zu wollen. New York muss Rodriguez für die kommende Saison 14 Millionen Dollar zahlen, ein beträchtlicher Teil davon wird durch die wegfallenden Gehälter von Boone und Soriano gedeckt. Und auch die vertraglich zugesicherte Hotelsuite bei Auswärtsspielen dürfte gerade noch zu finanzieren sein.

Trotzdem sind die New York Yankees auch dieses Jahr die Geldprotze der Liga. „Wenn sie jemanden zum Singen der Nationalhymne brauchen, kaufen sie dann Pavarotti?“, kommentiert Sports Illustrated süffisant ihr Geschäftsgebaren. Schon im letzten Jahr waren die Yankees das einzige MLB-Team, das die Luxussteuer für das Überschreiten der Gehalts-Höchstsumme zahlte, fast 12 Millionen Dollar. Dieser Betrag steigt jetzt als Wiederholungstäter drastisch. Insgesamt wird das Gehaltsbudget der Yankees gute 70 Millionen Dollar höher sein als das der anderen Teams. „Die Ungleichheit ist nicht gesund für den Sport“, schimpft Jerry Colangelo, Besitzer der Arizona Diamondbacks, die New York in der World Series 2001 düpierten. Commissioner Bud Selig genehmigte jedoch den Deal, nicht ohne etwas heuchlerisch anzumerken, dass dies keinesfalls die Norm werden dürfe.

George Steinbrenner zeigt sich unbeeindruckt von jeder Kritik an seiner Gewohnheit, den Rivalen konsequent die besten Leute wegzukaufen. „So, wie uns die New Yorker unterstützen, müssen wir ihnen auch was bieten“, sagt der 73-Jährige. Den Vorwurf, verschwenderisch zu sein, weisen die Yankees weit von sich und führen ihre Einnahmen ins Feld, die auf 330 Millionen Dollar jährlich geschätzt werden. „Wir sind eine aggressive, gut geölte Maschinerie“, sagt Generalmanager Brian Cashman, Spitzname sinnigerweise: „Cash“.

Ein kleines Problem gab es mit der Verpflichtung von Alex Rodriguez noch zu lösen. Shortstop bei den New York Yankees ist Derek Jeter, Kapitän und mit Abstand populärster Spieler des Teams aus der Bronx. Brav erklärte sich A-Rod bereit, zur dritten Base zu wechseln, eine Position, die er in der MLB noch nie bekleidet hat. Für die Chance, endlich bei einem Team zu spielen, das öfter mal gewinnt, nimmt man kleine Opfer in Kauf. Der beste Spieler der Yankees mag von nun an A-Rod heißen, aber, so Steinbrenner: „Jeter bleibt unser Anführer.“

Und noch ein bitterer Verzicht bleibt Alex Rodriguez nicht erspart. Die Drei, seine Rückennummer seit der High School, kann er in New York nicht tragen. Die gehörte bei den Yankees einst dem legendären Babe Ruth, und seit 1948 wird sie nicht mehr vergeben. MATTI LIESKE