Lektionen in Demut

Die Gregoriana, von ihren Studenten kurz „Greg“ genannt, ist nicht nur die älteste, sondern auch die berühmteste der neun päpstlichen Universitäten in Rom. Welche Universität kann schon von sich behaupten, zwanzig Heilige, 39 Selige und sechzehn Päpste zu ihren Absolventen zu zählen?

Berühmt ist die Greg darüber hinaus für ihren multikulturellen Mix: Ihre 3.500 StudentInnen kommen aus 122 Ländern. Natürlich bilden die Italiener mit zirka tausend Studierenden die größte Fraktion. Daneben gibt es aber auch jeweils mehr als hundert US-Amerikaner, Brasilianer, Spanier, Inder, Mexikaner, Polen und Deutsche sowie Studenten aus Äquatorial-Guinea, Niger oder Panama.

Die Säkularisierung macht auch vor ehrwürdigen päpstlichen Institutionen nicht Halt: Längst hat sich die Gregoriana anderen Studiengängen geöffnet und Fächer wie Sozialwissenschaft, Psychologie, Kunstgeschichte und Kommunikationswissenschaft ins Studienprogramm integriert. Das größte Kontingent stellen aber immer noch die klassischen theologischen Disziplinen: Zwei Drittel der Studenten sind in Theologie, Kirchengeschichte, Missiologie oder Kirchenrecht eingeschrieben.

Ihre Gründung verdankt die Gregoriana Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens, der sie im Jahr 1551 ins Leben rief. Papst Gregor XIII. ermöglichte ihr 1584 den Umzug in ein größeres Gebäude und gab ihr ihren bis heute erhaltenen Namen. Die gregorianische Kalenderreform von 1582, die ebenfalls nach Gregor XIII. benannt ist, wurde vom Mathematiker Clavius innerhalb der Mauern der Gregoriana ausgetüftelt.

Noch immer funktioniert die Universität als Kaderschmiede des Vatikans. Achtzehn Prozent aller katholischen Bischöfe und vierzig Prozent aller Kardinäle haben hier studiert – der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, ebenso wie der aufmüpfige Theologe Hans Küng.

Von den 32 Päpsten, die seit 1605 im Vatikan herrschten, hat die Hälfte ihre Ausbildung an der Gregoriana genossen, zuletzt Pius XII., Paul VI. und Johannes Paul I. Erst unter Johannes Paul II. scheint der Stern der Gregoriana ein wenig zu verblassen.

Weitere Infos unter: www.unigre.it, Auskunft (auch auf Englisch): Barbara Bergami, segreteria@unigre.it, Fon (00 39 06) 6 70 154 11

MARKUS GRILL, THOMAS THIEL