Gezielte Provokation

Bert Loerakkers Diptychen kombinieren in der Galerie Pimm van der Donk verbotene Gegensätze neu

Manchmal macht es Riesenspaß, die großen Don‘ts im Kunstbetrieb zum künstlerischen Konzept zu erklären. Der niederländische Künstler Bert Loerakker etwa macht seit einigen Jahren nichts anderes, als sich und sein Publikum an verbotenen Gegensätzlichkeiten zu erfreuen. Diptychen sind sein Thema, mittelformatige Öl-auf-Leinwand-Malereien, die er wie Liebespärchen ganz eng zusammenhängt.

Das alles wäre noch nichts Außergewöhnliches, wenn Loerakkers unfreiwillige Partner nicht vollkommen gegensätzlich wären. Es schlagen offenbar zwei Herzen in dieser Künstlerbrust. Der erste Teil der titellosen Kompositionen scheint Monet oder einem anderen Franzosen des 19. Jahrhunderts von der Palette gehüpft: Mit schnellen, impressionistischen Pinselschlägen gemalte Wasserstücke sind zu sehen, ein Blick in Baumwipfel oder ein Gebüsch.

Doch neben diesen hellen, duftenden Naturstudien hängen – im gleichen Format und in ähnlichen Farbtönen – streng komponierte Neufassungen konstruktiver Malerei, Farbübersetzungen in ein komplett anderes Genre. Tatsächlich hätten das Piet Mondrian oder Richard Paul Lohse kaum besser hinbekommen. Doch was bewegt den 1948 geborenen Künstler, sich zweier Großstile der Avantgarde zu erinnern – und diese auch noch ganz frech und frei zu kombinieren? Denn die Kunstgeschichte hat uns das genaue Gegenteil gelehrt: Der Impressionismus verfolgte das Ziel, die Eindrücke der äußeren Welt als malerische Sekunde zu fangen, während die Konstruktiven um eine immer stärkere Reduzierung, Konzentration und Vergeistigung bemüht waren. Das Apollinische und Dionysische werden unter Loerakkers Pinselstrich zum Teil derselben Familie.

In den Niederlanden ist Loerakker ein bekannter Künstler und mit seinem Werk etwa im Amsterdamer Stedelijk Museum vertreten – die Einzelschau in der Galerie Pimm van der Donk ist indes eine seiner ersten Ausstellungen in Deutschland.

Marc Peschke

Bis 11. Mai, Di–Fr 11–19 Uhr, So 12–15 Uhr. Galerie Pimm van der Donk, Poolstraße 8