Die Neustadt soll bluten

Einem von drei Freizeittreffs für Jugendliche in der Neustadt droht das Aus. Insider fürchten, dass Kürzungen das Freizi Buntentor treffen könnten – wenn nicht noch ein kleines Wunder geschieht

Niemand erwartet für Jugendarbeit noch viel Geld. Aber jetzt soll es in der Bremer Neustadt offenbar noch weniger geben, als ohnehin erwartet.

Diese Nachricht knallte dem Controlling-Ausschuss im Sozialzentrum diese Woche ins Kontor – just als der sich traf, um weiter am „Stadtteilkonzept“ zu feilen. „Da erheben wir: Was braucht der Stadtteil an Jugendarbeit, und wie finanzieren wir das mit unseren letzten Groschen?“, beschreibt ein Mitglied die Aufgabe – und den „Schock“. „13.000 Euro zusätzlich sparen. In zwei Jahren vielleicht noch mehr oder wieder weniger.“ Das wisse niemand. „Wie soll man da planen?“

Anlass für den Ärger ist eine Vorlage aus dem Haus von Jugend- und Sozialsenatorin Karin Röpke (SPD), wonach die Neustadt in den nächsten fünf Jahren über 40.000 Euro weniger an Jugendförderung bekommen soll. Diesem Vorschlag soll am Donnerstag nach Ostern der Jugendhilfeausschuss zustimmen. Der Sprecher der CDU-Fraktion im Neustädter Beirat, Markus Haacke, will das verhindern.

Die aktuellen Pläne aus der Behörde gehen zurück auf das im Juli 2000 verabschiedete „Anpassungskonzept für die Kinder- und Jugendförderung“. Das verteilt das – vor zwei Jahren insgesamt gekürzte – Geld für Jugendarbeit in Bremen neu. Die Stadtteile bekamen auf Jahre ausgelegte Budgets, deren Umfang festgelegte Kriterien (Anzahl von Kindern und Jugendlichen im Stadtteil / soziale Problemlagen) bestimmen. Alle zwei Jahre wird nun geprüft, ob die Vergabekriterien noch stimmen – und wo Summen „angepasst“ werden müssen. Das trifft nun die Neustadt.

Weil Aussiedlerkinder für die Haushaltsjahre 2004/2005 anders berücksichtigt würden, so Haacke, solle Geld von der Neustadt in andere Stadtteile fließen. „Dass im Anpassungskonzept solche Kürzungen und Schwankungen möglich sind, hat niemand geahnt“, protestiert Haacke. „40.000 Euro, das ist eine Stelle im Freizi“ – und eine Stelle mehr oder weniger bestimme über Leben oder Tod der personell knapp besetzten Freizis.

Als offenes Geheimnis gilt in der Neustadt schon, dass das „Freizi Buntentor“ im Geschwornenweg schließen müsste, würden die Pläne wahr. Denn das zweite Freizi in der Thedinghauser Straße ist nach einem Brand erst unlängst neu aufgebaut worden – während der Mädchentreff „Gewitterziegen“, ebenfalls am städtischen Tropf, als wichtige „letzte Bastion“ der feministischen Mädchenarbeit gilt. „Wir brauchen alle drei Einrichtungen“, sagt zu alldem die stellvertretende Ortsamtsleiterin Gudrun Junghans. Und dass sie es nicht ganz richtig finde, wenn die Gewitterziegen ganz und gar im Neustädter Stadtteilbudget verrechnet werden müssten. „Dorthin kommen schließlich Mädchen aus ganz Bremen.“ ede