Möllemann bleibt Senator

Der AStA spricht von einer „Katastrophe“, doch das Rektorat wiegelt energisch ab: Der gewesene FDP-Mann habe so viel für die Bremer Hochschule getan, dass man ihn nicht „vorverurteilen“ wolle

taz ■ Jürgen W. Möllemann hat den Titel doppelt: Ende 1998 verlieh die Hochschule Bremen dem gelernten Lehrer für seine „bildungspolitischen Verdienste“ die Ehrensenatorwürde. Mit exakt demselben Titel hat ihn auch der Allgemeine Verein der Düsseldorfer Karnevalsfreunde ausgezeichnet. Hochschulrektor Elmar Schreiber ist zum Thema Möllemann nicht zu sprechen. Und sein Sprecher Ulrich Berlin wiegelt nach Abstimmung mit dem Rektorat offiziös ab: „Es wird keine Vorverurteilung von Herrn Möllemann geben, die Hochschule greift in kein schwebendes Verfahren ein.“ Man werde den weiteren Fortgang der Möllemanniaden „sorgfältig beobachten – und wenn die Würde eines Ehrensenators beschädigt wäre, würden wir neu nachdenken“, windet sich Berlin im Konjunktivrausch: „Wir möchten in dieser Runde niemand haben, der vorbestraft wäre.“

Die Hochschule habe ihrem Ehrensenator viel zu verdanken, sagt Berlin. So habe Möllemann als Bildungsminister milliardenschwere Sonderprogramme aufgelegt, die der Hochschule „infrastrukturell eine Menge gebracht“ hätten. Außerdem habe der Politiker maßgeblich zur Einführung des Studiengangs „Angewandte Wirtschaftssprachen und Internationale Unternehmensführung“ (AWS) beigetragen. Den Studiengang, der aus Wirtschaftsjapanologie, Wirtschaftssinologie und – einmalig in Deutschland – Wirtschaftsarabistik besteht, gibt es an der Hochschule seit 1988, zunächst nur als vom Bund geförderter Modellversuch, seit 1993 als regulärer Studiengang im Fachbereich Wirtschaft.

Alexander Flores ist seit 1995 der für Wirtschaftsarabistik zuständige Professor des Mölle-Studiengangs: Der damalige Rektor Mönch habe für diesen Studiengang eigentlich nur einen chinesischen und japanischen Zweig vorgesehen, sagt Flores. Irgendwann sei dann der arabische Zweig mit in die Planungen aufgenommen worden: „Die genauen Determinismen kenne ich natürlich nicht“, sichert sich Flores ab: „Doch dass da ein Zusammenhang mit Möllemann besteht, ist unzweifelhaft.“ Persönlich halte er ihn „nicht für einen Antisemiten“. Erst „in dem Moment, in dem er versucht, damit innenpolitisch im Trüben zu fischen“, sei der FDP-Renegat zu kritisieren.

Gründungsrektor Ronald Mönch, der Möllemann die Ehrensenatorwürde der Bremer Hochschule überreicht hatte, steht in Treue fest zu ihm: Möllemann habe als Bundesbildungsminister „unglaublich große Steigerungsraten“ für seinen Etat herausgeschlagen und die völlig festgefahrene Bildungspolitik binnen weniger Monate auf Trab gebracht, schwärmt Mönch noch heute. „Wäre Möllemann nicht gewesen, wäre unsere Hochschule“ eine kleine Provinzklitsche geblieben.

„Das ist eine Katastrophe, dass der noch auf dieser Liste steht, nach allem, was er zuletzt verbockt hat“, sagt Lukas Ohrnberger vom Zentral-AStA der Hochschule. Er wolle „offiziell an die Hochschule herantreten und diese bitten, Möllemann die Ehrensenatorwüde abzuerkennen.“ Gerade weil die Hochschule auf ihre Internationalität großen Wert lege, seien Möllemanns Äußerungen rufschädigend und „das letzte, was wir hier gebrauchen können“. Markus Jox