Protest mit „Klimabarbaren“ im Benz

Europa-Abgeordnete bestätigen den faulen Kompromiss bei den EU-Abgasvorschriften für Neuwagen

ROM taz ■ Moderne Barbaren kommen nicht mehr zu Fuß über die Alpen nach Süden, sondern sitzen in dicken deutschen Autos – wenn man Greenpeace glauben darf. Am Samstag ließ die Umweltorganisation auf dem römischen Circus Maximus blonde Hünen anfahren, in Mercedes-, BMW- und VW-Limousinen.

Die deutschen Autobauer seien halt die „neuen Klimabarbaren“, so Greenpeace. Sie seien verantwortlich dafür, dass eine völlige Verwässerung der neuen EU-Vorschriften für den CO2-Ausstoß von Kraftfahrzeugen droht. Verschiedene Europaparlamentarier bestätigten am Wochenende, dass sich die vier großen Auto-Nationen Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien vor den heute stattfindenden Verhandlungen zwischen Europaparlament, EU-Kommission und Europäischem Rat auf einen faulen Kompromiss geeinigt haben. Danach müssten die Automobilhersteller bis 2015 praktisch nichts unternehmen, um den Ausstoß des Treibhausgases zu senken. Greenpeace beklagt, dass die Reduktionsziele bis 2015 bei „lächerlichen 2 Prozent“ liegen.

Dabei legte sich Greenpeace nicht nur mit den deutschen Autoherstellern an. Ihr Barbaren-Konvoi wurde vom „neuen Klima-Nero“ angeführt, einem römischen Kaiser mit Berlusconi-Maske. Seiner Regierung werfen die Umweltschützer vor, sie sei Hauptgegner der gesamten europäischen Klimapolitik, die bis 2020 auf die Reduktion der Treibhausgase um 20 Prozent zielt. In der Tat hatte Berlusconi auf dem letzten europäischen Gipfel gedroht, sein Veto gegen das gesamte Klimapaket einzulegen, da es industriefeindlich sei. „Vade retro, CO2“ – Weiche zurück, CO2!, forderten die Greenpeace-Aktivisten auf Lateinisch.

MICHAEL BRAUN