zahl der woche
: Ökobauern haben längst noch nicht alle Teilmärkte entdeckt

Hoppeln können Mastkaninchen nur im Traum

30 Millionen Kaninchen müssen jedes Jahr dran glauben, sie landen als Braten auf dem Tisch. Im Schnitt isst jeder Bundesbürger mindestens ein halbes Kilo jährlich. Nicht viel, aber die Agrarindustrie kalkuliert knallhart und macht ihr Geschäft. Nur die Biobauern haben den Markt noch nicht entdeckt.

„Die Nachfrage ist zu gering“, sagt Thomas Dosch vom ökologischen Anbauverband Bioland. Knapp 50 Ökolandwirte in Deutschland halten Kaninchen. Die Tiere haben Tageslicht, Platz und Ruhebereiche. Diese sind vor allem für die Kaninchenmutter wichtig, damit sie sich vor ihren unersättlichen Kindern zurückziehen kann. Ihr Fleisch wird direkt ab Hof verkauft oder in den eigenen Restaurants verbrutzelt.

Was im Supermarkt angeboten wird, stammt aus konventionellen Mastbetrieben. Dort werden die Kaninchen gehalten wie Hennen in Legebatterien: drei bis sechs in einem Drahtkäfig. Jedem steht dabei etwas mehr als die Größe eines DIN-A4-Blattes zur Verfügung: 0,08 Quadratmeter empfiehlt die World Rabbit Science Association. Und daran hält sich der Bundesverband der deutschen Kaninchenfleisch- und Wollerzeuger, der rund 60 Betriebe vertritt.

Der Verbandsvorsitzende Hans-Jürgen Lammers verteidigt die Bedingungen: „In Deutschland haben die Kaninchen deutlich mehr Komfort als in anderen Ländern.“ Damit meint er vor allem Osteuropa und China, von wo der größte Teil des importierten Kaninchenfleischs stammt. Aber rund 80 Prozent des Bedarfs decken die deutschen Betriebe selbst ab.

Wie andere Sparten der Nahrungsmittelproduktion ist die Kaninchenmast ein konzentrierter Markt. Gerade mal zwölf Unternehmen halten die Kaninchen in ganz großem Stil: Bis zu 250.000 Tiere mästen sie im Jahr. Rund 100 spezialiserte Betriebe soll es insgesamt geben. Genaueres kann auch der Verband nicht sagen. Ebenso wenig, um wie viele Kaninchen es sich handelt – wie Tauben gehören sie zu den wenigen Tieren, die in Deutschland nicht gezählt werden. Gesetzliche Vorgaben, wie Kaninchen zu mästen, zu transportieren und zu schlachten sind, fehlen. In ihrem Tierschutzbericht 2003 hat Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) Haltungsverordnungen für Pelztiere und Schweine angekündigt. Kaninchen erwähnt sie nicht.

Immerhin gibt es noch das Tierschutzgesetz. „Das reicht aber nicht“, sagt Michaela Braun von Tierschutzverband Vier Pfoten. So ist wohl der Verbraucher dran. „Wer diese Art der Haltung nicht unterstützen will, darf kein Kaninchen kaufen“, sagt sie. „Oder er muss sich schlau machen, woher es kommt.“ Am besten aus der Schokohasenfabrik.

HANNA GERSMANN