frisches flimmern
: Lachen und Weinen

Zwei neue Filme nähren die emotionale Schaulust des Kinogängers auf unterschiedliche Weise:

Zum Lachen und Weinen

Das Wetter im Monat April ist abwechslungsreich: mal stürmisch und wild, dann wieder sonnig und mild. Genauso ist die Protagonistin im neuem Film „Pieces of April - Ein Tag mit April Burns“ von Peter Hedges. April (Katie Holmes) hat ihre Familie zum Thanksgiving-Essen eingeladen, obwohl sie mit ihrer Mutter Joy (Patricia Clarkson) seit Jahren zerstritten ist. Halbherzig beginnt sie mit den Vorbereitungen und muss feststellen, daß der Ofen nicht mehr funktioniert. Auf der verzweifelten Suche nach Ersatz lernt sie ihre sonderbaren Mitbewohner kennen. Währenddessen bahnen sich Eltern, Geschwister (Alison Pill und John Gallagher Jr.) und Oma Dottie (Alice Grummond) unaufhaltsam ihren Weg nach New York. Auch sie fragen sich, warum sie die Einladung überhaupt angenommen haben. Doch das Familienessen ist vielleicht die letzte Gelegenheit, sich zu versöhnen, denn Mutter Joy hat Krebs. Der Film ist die erste Regiearbeit von Drehbuchautor Peter Hedges (“Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa“). Mit viel Sinn für Situationskomik beschreibt er die teilweise absurden Situationen. Auch von Müttern, die Autos anheben können, um ihr Kind zu retten. „Sie hatte für einen Moment unglaubliche Kräfte“, erzählt April. „Ja, das kann Liebe bewirken“, antwortet eine ihrer Nachbarinnen. Die schrullige Low-Budget-Tragikkomödie mit Bestbesetzung ist ein herzbewegender Film über die wichtigen Momente im Leben.

Zum Weinen und Lachen

Der erste gesprochene Satz des Filmes lautet: „Ich halte das nicht mehr aus.“ Die junge Frau (Anne Ratte-Polle) wird diese Zeile öfter sagen. Ihr Mann (Frank Giering) ist Schriftsteller, hat aber noch nie etwas veröffentlicht. Beide leben in einer schönen Wohnung über der Stadt und haben ein Baby. Zu Hause herrscht lähmende Stille, ihre Ehe ist gescheitert. Er liest den ganzen Tag, sie vergnügt sich trotzig in der Nacht – die Geschichte wird nicht glücklich enden. „Die Nacht singt ihre Lieder“ ist der neue Film von Romuald Karmakar (“Der Totmacher“) nach einem Theaterstück des norwegischen Autors Jon Fosse. Kammerspielartig und mit einfachen Stilmitteln erzählt Karmakar von der Hoffnungslosigkeit in einer jungen Durchschnittsfamilie. „Die Mittelschicht existiert kaum im deutschen Kino, meistens geht es um Jugendliche oder um die Durchgeknallten“, sagt Karmakar. Sein Film wurde auf der Berlinale teilweise ausgelacht und sorgte für Tumult. Man muss diesen Film nicht mögen, er ist kein Konsensfilm. STEFAN ORTMANN