Schädelstecher vor Gericht

Landgericht verhandelt über vier Jugendliche, die im Dezember einen Mord, einen versuchten Mord, Raub und andere Gewalttaten begangen haben sollen

Ihre Brutalität wird in der Boulevardpresse in einem Namen zusammengefasst: Das Hamburger Landgericht verhandelt ab heute über die „Schädelstecherbande“. Innerhalb von 24 Stunden sollen die vier Jungen im Alter zwischen 14 und 19 Jahren vorigen Dezember drei Schwerverbrechen begangen haben. Die Anklagevorwürfe: Mord, versuchter Mord, Geiselnahme, Raub, Betrug und noch einiges mehr. Einen Teil der Straftaten haben Emrah T., Hussein H., Fatih Y. und Daniel S. bereits vor der Polizei eingeräumt.

Das vermutlich erste Opfer dieser Bande wurde am Abend des 10. Dezember des Vorjahres tot im Sternschanzenpark aufgefunden: Die Bande hatte den 24-jährige Florian Reinert laut Anklage zunächst beraubt, ihn dann zu Boden geschlagen und so lange auf seinen Kopf eingetreten, bis er verblutet war. Gleich am folgenden Tag sollen die Jungen weitere schwere Gewalttaten begangen haben: Laut Anklage entrissen sie auf dem Vorplatz des S-Bahnhofes Thesdorf einer 67-jährigen Frau ihre Handtasche und schlugen sie mit dieser ins Gesicht. Anschließend in der Bahn sollen sie den 17-jährigen Christian K. beraubt haben. Nachdem sie ihm Handy und Geld weggenommen hatten, zwangen sie ihn demnach, mit auszusteigen und am Geldautomaten Geld abzuheben. Danach bekamen sie offenbar Angst, von ihrem Opfer identifiziert zu werden. Deshalb sollen sie Christian K. auf einem Sportplatz niedergestochen haben, getroffen wurden Kopf, Leber und Lunge. Als sie dachten, er wäre tot, ließen sie von ihm ab. Christian K. hat überlebt.

Die vier Täter konnten identifiziert werden, weil eine Vidoekamera sie am Geldautomaten mit Christian K. gefilmt hatte. Sie sitzen in Untersuchungshaft im Jugendgefängnis Hahnöfersand. Ihnen droht die Höchststrafe von zehn Jahren Jugendhaft. ELKE SPANNER