Feiger Atheist gesucht

In Duisburg streiten die Parteien über ein Kruzifix im Rathaus. Und: Wer hat sich über das Kreuz beschwert?

DUISBURG taz ■ Im Duisburger Rathaus debattierten die Mitglieder des Umweltausschusses kürzlich über Gott und die Welt. Der Anlass: Ein Kruzifix am Eingang des Ratsaals, das Umweltdezernent Peter Greulich auf anonyme Bitte eines Ausschussmitglieds hin abhängte.

„Es ist nur ein einfaches Holzkreuz, kein Kruzifix“, sagt CDU-Ratsherr Peter Ibe, der es eigens für die CDU-Fraktionssitzung in einem Nonnenkloster gekauft hatte. Und dieses religiöse Symbol hatte der Hausmeister nach der CDU-Ratssitzung vergessen zu beseitigen. „Wenn sich jemand daran stört, muss man das respektieren“, rechtfertigt Greulich seine Tat. Denn: „Wir sind ein weltliches Rathaus“. Und im Umgang mit religiösen Symbolen gebe es im Rathaus Duisburg klare Regeln.

„Die CDU darf vor ihrer Sitzung das Kreuz aufhängen, danach muss sie es aber wieder runternehmen“, so Ibe. Diese Regelung habe seine Fraktion vor einem Jahr mit dem Stadtdirektor Jürgen C. Brandt vereinbart. Von einer Anordnung von oben weiß die Oberbürgermeisterin nichts. „Dazu bedarf es keiner Regelung, das ist bei uns Tradition“, so ihr Pressesprecher Josip Sosic.

Die CDU findet, ein paar Kreuze im Rathaus könnten nicht schaden. „Wir sollten uns mehr zu unseren eigenen Werten bekennen“, sagt Kreuzbesitzer Ibe. Darin sei im übrigen die Mehrheit der deutschen Bevölkerung auf seiner Seite, das habe er einer Umfrage entnommen. Natürlich sei man auch bei der CDU weltoffen und nicht gegen andere Religionen: „Neben dem Ratsaal hängt auch ein Bild vom islamischen Gebetsraum in den städtischen Kliniken“, so Ibe.

Am meisten ärgert sich der CDUler, dass die Person nicht offen zu ihrer Haltung stehe. „Das ist feige!“ SPD-Ratsherr Herbert Zentek pflichtet ihm bei: „Die Person hätte wenigstens dazu stehen können.“ Ihm selbst sei es egal, ob da ein Kreuz hänge oder nicht. Und wer jetzt der heimliche Säkularist war, das wissen die Ausschussmitglieder immer noch nicht. „Wir wollen die Person in der nächsten Sitzung dazu auffordern, sich dazu zu bekennen“, so Ibe. NATALIE WIESMANN