vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die Ostertage sind vorüber, und wir stecken schon wieder mitten im Ernst des Lebens. Auch „Der Führer spielt wieder“, Gott sei dank bloß in den Sophiensaelen, wo das Theater des Lachens ab Freitag auf der Achse zwischen Voßstraße und Oberammergau mit ästhetischen und seelischen Entgrenzungen experimentiert. Die Voßstraße war die Adresse von Hitlers Reichskanzlei, in Oberammergau suchte der Führer Erholung von all dem Morden. In den Sophiensaelen tritt jetzt der Kasper an, um posthum die Welt zu retten. In Wirklichkeit und meistens auch im Film geht es gelegentlich deutlich rauer als im Theater zu. „Bodies that splatter“ heißt eine Tagung in der Akademie der Künste, die sich mit den Schnittstellen von Gewalt im Horrorfilm befasst (Donnerstag bis Samstag). Am Sonntag kann man dort Christian Freis gerühmten Dokufilm „War Photographer“ über James Nachtwey sehen. Die Geburt der amerikanischen Nation aus dem Geist der Gewalt ist auch das Thema von Martin Scorceses Film „Gangs of New York“, dessen Drehbuch der Dramatiker Kenneth Lonergan schrieb. Die Vagantenbühne bringt jetzt als deutschsprachige Erstaufführung Lonergans frühes Stück „This Is Our Youth“ heraus, das noch mal in Ronald Reagans Amerika und in Zeiten führt, wo es noch geil war, einfach bloß reich, erfolgreich und angeödet zu sein (ab Donnerstag). Wer in diesen unerfreulichen Zeiten Zuflucht in echte Counterwelten sucht, sollte sich in der Volksbühne eine große Portion Marthaler geben, dem dort immer noch ausgiebige Festwochen gewidmet sind. Wahlweise kann man im BE auch schon mal eine von fünf Voraufführungen von Robert Wilsons Büchner-Inszenierung „Leonce und Lena“ sehen, für die Herbert Grönemeyer die Musik geschrieben hat.