Deformationen

Andreas Baesler inszeniert Smetanas „Verkaufte Braut“ in Oldenburg als „exemplarischen Mikrokosmos“

Eine böse Geschichte, Friedrich Smetanas Populäroper Die Verkaufte Braut. Marie muss erleben, wie ihr geliebter Hans sie für 300 Gulden verkauft, Wenzel ist wegen seiner übermächtigen Mutter verhaltensgestört, und Heiratsvermittler Kecal macht aus allem ein Geschäft.

Smetana ließ dieses Personal in einem böhmischen Dorf auftreten, um zu beweisen, dass er eine slawische Oper schreiben könne. Andreas Baesler am Oldenburger Staatstheater macht daraus einen „exemplarischen Mikrokosmos“, wodurch eine bedrückende Aussage über die Aktualität dörflich-repressiver Gesellschaften entsteht. Damit folgt Baesler, der gerade eine viel beachtete Rusalka in Braunschweig in Szene setzte, einem schon länger üblichen Zugang zum Sujet. Gleichwohl setzt er eigene Akzente im Sinne eines psychologischen, spannenden Kammerspiels à la Horváth.

Insgesamt wieder eine beeindruckende Leistung des Oldenburger Hauses, leider jedoch mangelte es an Homogenität: Die Qualität der Protagonisten war schlicht zu unterschiedlich. Neben der höchst gelungenen Darstellung des stotternden Wenzel durch Martin Koch waren die gesangstechnischen Probleme von Magdalena Schäfer (Marie) unüberhörbar – mehr noch bei Niclas Oettermann als Hans, der drei bis vier Spitzentöne forciert herauspresste. Alles andere hatte keine Ausstrahlung. Oettermanns viel zu grobes Spiel tat ein Übriges, aus dieser Rolle eine belanglose Kunstfigur zu machen. Ein feines Charakterporträt der Mutter von Marie zeichnete Marcia Parks, und der unverwüstliche Fritz Vitu als Kecal kostete die Delikatesse seiner Rolle gut aus. Ein Lob sei aber dem ungemein flexiblen Chor gezollt; jeder einzelne Sänger war liebevoll inszeniert. Dirigent Eric Solén zeigte viel Schwung, neigte gelegentlich allerdings zum Forcieren – vielleicht verleitet durch die zu schweren Stimmen von Marie und Hans. usl

weitere Vorstellungen: 19., 25. 2., 19.30 Uhr, Oldenburgisches Staatstheater