Osterbasteleien zum Ersten Mai

Antifa fahndet erneut nach gewalttätigen Polizisten vom letzten 1. Mai. Flyer im Layout der BVG ruft zu Zivilcourage gegenüber Nazis auf. U-Bahnhof Mohrenstraße umgetauft

Nicht die Polizei bittet um Ihre Hilfe, sondern die Antifa. Bereits zum zweiten Mal hat die Antifaschistische Linke Berlin (Ex-AAB) ein Fahndungsplakat veröffentlicht, mit Bildern von Berliner Polizisten, die angeblich an schweren Übergriffen beim 1. Mai 2002 beteiligt waren. Das erste Fahndungsposter erschien vor einem halben Jahr. Und wieder hat sie für Hinweise, „die zur Ermittlung und Festnahme eines Straftäters führen“ eine Belohnung von 1.000 Euro ausgesetzt. Den Fahndungsaufrufen der Polizei professionell nachgeahmt, sind auf der aktuellen Version auch Nahaufnahmen einiger Polizisten abgebildet – wobei eine genaue Identifizierung jedoch kaum möglich ist.

Grund für die Neuauflage: Für die erste Version hat das Amtsgericht Tiergarten dem Sprecher der Ex-AAB, Michael Kronewetter, einen Strafbefehl in Höhe von 2.000 Euro zugestellt – wegen Verstoßes gegen das Kunsturhebergesetz. „Die Einschüchterungsversuche der Polizei halten uns nicht von der Fortführung dieser Aktion ab“, sagte Kronewetter. Er hat bereits Widerspruch gegen die Strafe eingelegt. 5.000 der neuen Poster sollen berlinweit plakatiert werden. Zudem will die Antifa am 1. Mai 10.000 Handzettel mit den Konterfeis „gewalttätiger Polizisten“ verteilen.

Auch die BVG muss sich mit Nachahmungen herumärgern. Seit dem Osterwochende kursieren in Infokästen BVG-Flyer, der sich an Fahrgäste „ausländischer Herkunft, homosexuell, buntharig oder behindert“ richtet. „Sicher fahren mit der BVG – auch am 1. Mai“ ist das Papier übertitelt. Darin heißt es: Wegen des NPD-Aufmarsches am 1. Mai in Charlottenburg sei zu befürchten, dass „einige Neonazi-Gruppen“ auf der U 2-Strecke fahren könnten. Deswegen werde zu Zivilcourage aufgerufen.

Ein Anruf unter der angegebenen BVG-Nummer ergab jedoch, dass dieser Flyer gefälscht ist. „Wir machen keine Werbung für Schwarze oder Schwarz-Braune oder wie auch immer“, sagte der BVG-Mitarbeiter.

Eine Aktion ohne Mai-Bezug leisteten sich unterdessen „Autonome Häschen“: Anlässlich der Ostertage haben sie in der Nacht zu Samstag das Schild der U-Bahn-Station Mohrenstraße überklebt und in „Möhrenstraße“ umbenannt. Damit solle auf die rassistische Geschichte Deutschlands aufmerksam gemacht werden, heißt es in einem Schreiben, dass die Unbekannten mit „GemüselieferantInnen“ unterzeichnet haben. Sie fordern den Senat auf, die Straße umzubenennen. Die Mohrenstraße ist nach Afrikanern benannt, die in der Kolonialzeit als „exotische Wilde“ nach Deutschland verschleppt wurden. FELIX LEE

PAMO ROTH