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Rundtexte, poem-painting, mixed media: Galerie Beim Steinernen Kreuz entdeckt Ferdinand Kriwet neu

Ein blutroter Schriftzug läuft quer über die riesige Leinwand: HEARTBREAK. Die Buchstaben zerfasern, darüber läuft ein Gedicht, das die Worte ineinander fließen lässt, statt sie zu trennen. Die Werke Ferdinand Kriwets sind heute kaum noch präsent, die meisten sind seit Mitte der Siebzigerjahre nicht mehr ausgestellt worden, doch in Bremen kann man sie jetzt wieder bewundern.

„Die Idee, Kriwet auszustellen, existiert seit zwölf Jahren“ sagt Galeristin Brigitte Seinsoth und spielt auf die Lesungen von Ernst Jandl, Helmut Heissenbüttel und anderen an, die alle schon in ihrer Galerie Beim Steinernen Kreuz brillieren durften.

Der gelungene Querschnitt durch das Oeuvre Ferdinand Kriwets fügt sich hervorragend in diese Tradition konkreter Poesie. Kriwet setzte diese Kunstform schon 1963 als 21-jähriger visuell in seinen „poem-paintings“ um. Genauestens komponiert wie diese sind auch seine Hörspiele, die mittlerweile als Klassiker des Genres gelten. Die preisbehangene Radio-Collage „Hörball“ etwa bietet destillierte Fussballreportagen aus 20 Jahren.

Beim Gang durch die irritierend intime Galerie wird offensichtlich, dass Kriwet die Sprache absolut ernst nimmt. Er stellt sie in eben den Konstellationen dar, die sie in der Öffentlichkeit annimmt: Jeder Diskurs formiert sich durch die Wechselwirkungen mit dem angrenzenden. Kriwet spürt die Überschneidungen und die Kristallisationen auf. Bestätigung findet er durch die Motive, die sich durch die Geschichte des öffentlichen Sprechens ziehen; die Farce, die uns Kerry und Bush bieten werden, finden wir auch schon in Kriwets Radio-Zusammenschnitt des US-Wahlkampfs vor 30 Jahren. Damals hießen die Akteure Nixon und McGovern.

Kriwet macht sich zum Medium des Mediums, indem er dessen Mechanismen aufdeckt. In seiner Kunst zeigt er uns die Überlagerungen und Verdrängungen der medialen Gegenwart. Welche Zeichen unsere Emotionen codieren, welche wie geprägte Sprache wir wählen, wenn wir von uns privat und ganz persönlich sprechen, und wie sehr Trademarks auch unsere Charaktermerkmale ersetzen: All das lässt sich hier eindrucksvoll nachvollziehen. Was Naomi Klein für die Analyse dieser Situation leistet, bietet Ferdinand Kriwet für Auge und Ohr.

Robert Best

Galerie Beim Steinernen Kreuz, mittwochs bis freitags 14-19 Uhr, samstags 10-14 Uhr. Bis 20. März.