„Billstedt braucht Gymnasium“

Zu Beginn der zweiten Runde der regionalen Schulentwicklungskonferenzen hat die Behörde den Blick auf Billstedt gelenkt. Dort wird deutlich, wie die Schere zwischen Stadtteilen auseinander geht

VON KAIJA KUTTER

Die 22 regionalen Schulentwicklungskonferenzen (RSK) zur Vorbereitung der neuen Schulstruktur sind gestern Abend in die zweite Runde gegangen. Dort sollten auch schon „erste Standortvorschläge auf den Tisch“, wie der Leiter des Planungsstabs, Hans-Peter de Lorent, vorab mitteilte. Insgesamt soll es dann im Februar und März noch zwei weitere Runden geben, bevor die RSKs im Mai 2009 die Empfehlungen darüber abgeben, welche Schule künftig Primarschule, Stadtteilschule oder Gymnasium wird.

Aufgabe der von den Schulen entsandten Lehrer, Schüler, Rektoren und Eltern sei es, zu gucken, „was die jeweilige Region braucht“, sagte de Lorent. Am Beispiel Billstedts hat die Behörde Daten veröffentlicht, die die Notwendigkeit dieser Sichtweise deutlich machen. So hat diese Region, die zu den kinderreichsten der Stadt zählt, nur ein einziges Gymnasium und auch das wäre in seiner Existenz gefährdet, wenn man strenge Maßstäbe in Form einer Mindestzahl von Parallelklassen anlegte.

Das Problem: Anders als im Hamburger Durchschnitt melden in Billstedt nicht 50 Prozent, sondern nur rund 30 Prozent der Eltern ihr Kind am Gymnasium an. Und von diesen weichen wiederum Zweidrittel an Schulen in Nachbar-Stadtteilen aus, etwa ans Gymnasium Marienthal.

Im Stadtteil bleiben die Ärmeren. 21 der 22 Schulen der Region haben denn auch auf einer Skala von eins bis sechs den Sozialindex 1 bis 2, was bedeutet, dass die Familien geringe Einkommen und wenig Bücher zu Hause haben. Nach einer Prognose der Behörde, die von einer Fortsetzung dieser Schülerflucht ausgeht, gibt es in der Region zwar künftig bis zu 48 1. Klassen pro Jahrgang, aber nur 23-24 7. Klassen an der weiterführenden Stadtteilschule und nur zwei bis drei 7. Klassen am einem Gymnasium.

„Die Schulleiter der Region überlegen, wie man den Stadtteil attraktiver machen kann“, sagt de Lorent. Dabei wolle man auch würdigen, welche Profile die Schulen bereits entwickelt haben. „Natürlich braucht Billstedt ein Gymnasium“, sagte Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL). Es ginge nicht darum, Stadtteile zu stigmatisieren, sondern sie zu entwickeln. Denkbar sei eine Kooperation in der Oberstufe zwischen der heutigen Gesamtschule Öjendorf und dem Billstedter Kurt-Körber Gymnasium.

Unterm Strich zogen Goetsch und de Lorent eine positive Bilanz der ersten RSK Runde, an der insgesamt über 1500 Personen teilnahmen. Nur in fünf Regionen habe es Probleme gegeben. „Es gab Teilnehmer, die sich auf bestimmte Methoden nicht einlassen wollten“, sagte de Lorent. Auch habe es zu Beginn Kritik an der sechsjährigen Primarschule gegeben. „Die rechne ich aber nicht zu den Irritationen.“